Landesstelle will
Psychiatrie koordinieren

Eine bundesweit einzigartige Anlaufstelle: Jeanett Radisch und Sandra Surrey von der LSPK Niedersachsen.

Seit Anfang des vorigen Jahres gibt es die neue Landesstelle Psychiatriekoordination Niedersachsen (LSPK). Angesiedelt ist sie an der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin e.V. in Hannover.

Mit voller Besetzung lief die Arbeit schließlich am 1. April an, mitten im Lockdown. Das Start-Team der LSPK – Jeanett Radisch und Marius Haack – musste sich also erstmal im Homeoffice einrichten.

Das war schon aufregend, eine Vernetzungsstelle aufzubauen, wenn man die, um die es geht, nicht sehen kann.

Jeanett Radisch

Trotz allem ging es schnell voran. Öffentlichkeitsarbeit und der Aufbau einer Website waren erste prioritäre Ziele. Die Homepage der LSPK fungiert mittlerweile als Informationsplattform für Niedersachsen. Hier werden Nachrichten und Veranstaltungshinweise aus der psychiatrischen Versorgung gesammelt präsentiert, es wird über die Arbeit der LSPK informiert und es werden Hintergrundtexte sowie wichtige Adressen bereit gestellt – etwa ein Register aller Sozialpsychiatrischen Dienste im Bundesland.

Online-Lesungen ermöglichen Perspektivwechsel

Zur öffentlichkeitswirksamen Arbeit der LSPK zählt eigentlich auch die Organisation von Symposien und Tagungen, was aktuell flexibel und kreativ angepasst werden musste. So wurde u.a. die Online-Reihe „Lesungen im Dialog“ auf die Beine gestellt: Autorinnen und Autoren lesen aus eigenen Texten mit Bezug zur Psychiatrie oder zu eigenen psychischen Erkrankungen. Nicht zuletzt der an die Lesungen anschließende Dialog zwischen ihnen und Jeanett Radisch erlaubt einen Perspektivwechsel im Spannungsfeld zwischen psychiatrischer Versorgung, Betreuung und Begleitung sowie den individuellen Bedürfnissen Psychiatrieerfahrener.

Unabhängig und neutral

Aber die LSPK ist weitaus mehr als das. Jeanett Radisch: „Als Schnitt- und Anlaufstelle für die Vernetzung aller im Bundesland angesiedelten Hilfen für psychisch erkrankte Menschen ist sie bundesweit bislang einzigartig. Mit dem Credo ,Psychiatrie vernetzen, gemeinsam mehr erreichen’ setzt sie sich heute und zukünftig für eine verzahnte Psychiatrielandschaft in Niedersachsen ein, in der Politik, dass Versorger und Betroffene gemeinsam für bedarfsgerechte und sektorenübergreifende Hilfsangebote eintreten. Daher ist es umso wichtiger, dass die LSPK wie bisher auch weiterhin aus einer neutralen und unabhängigen Position heraus agieren kann.“

Leuchtturmprojekte aus Niedersachsen

Die LSPK engagiert sich bei den Vertretern der 44 Landkreise und kreisfreien Städte vor Ort, bei Konferenzen und Gremien, wenngleich aus den allseits bekannten Gründen momentan zumeist aber auf digitalem Weg. Alle Akteure in den Regionen können der LSPK zudem Informationen aus ihren Arbeitsfeldern zuspielen. „Wir filtern die Infos dann und geben sie entsprechend weiter.“

Auf der Website sollen zukünftig außerdem „Leuchtturmprojekte“ aus Niedersachsen vorgestellt, aber z.B. auch wichtige Akteure und die Struktur der niedersächsischen Psychiatrielandschaft dargestellt werden. Ergänzt werden soll das Ganze später noch durch Auftritte in den sozialen Medien. Mitschnitte aus den angesprochenen Online-Lesungen finden sich schon jetzt bei YouTube.

Projekt soll verstetigt werden


Bis Ende 2020 befindet sich die LSPK als Modellprojekt im Aufbau, anschließend soll sie verstetigt werden. Eine Verankerung im Niedersächsischen Psychiatrie-Krankengesetz ist angedacht. Das ist wichtig, betonen Jeanett Radisch und Marius Haack: „Denn nur als dauerhafte Einrichtung mit sicherem Standing kann sie sich gefestigt für die Belange der Psychiatrie in Niedersachsen einsetzen und eine vernetzte Versorgung zielführend, wirksam und vor allem nachhaltig voranbringen und begleiten.“


Und was bringen die Koordinatoren der Landesstelle selbst mit? Jeanett Radisch ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin. Im Studium mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie an der Leibniz Universität Hannover hatte sie bereits mit sozialpsychiatrischen Themen zu tun. Danach war sie an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leuphana Universität Lüneburg mit Projekten zur Versorgung von psychisch erkrankten und älteren Menschen betraut. Zuletzt leitete sie das Gerontopsychiatrische Kompetenzzentrum – Caritas Forum Demenz.

Kollege Marius Haack studierte Soziologie und Erziehungswissenschaften sowie Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften und arbeitete in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Bereich Public Health zu Themen wie Gesundheitskompetenz, Selbsthilfe und Selbstmanagementförderung.

Unmittelbar nach Erscheinen dieses Berichts in der Printausgabe 6/2020 rotierte allerdings das Personalkarussell: Marius Haack wechselte in die Pandemieplanung für Niedersachsen. Seine Aufgaben in der Landesstelle Psychiatriekoordination übernahm die studierte Gesundheitsmanagerin Sandra Surrey. Sie ist bereits seit 2011 als Fachreferentin für Gesundheitsförderung bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. tätig.

Mehr aus der LSPK gibt es regelmäßig auch in der Kolumne Notizen aus Niedersachsen zu lesen.

(hin/rd)