„Euthanasie”: Eine
digitale Gedenkstätte

Ida Zettel im Jahr 1904.

Am 27. Januar 2021 startete das neue Online-Portal “geschichte – raum – geben” in Kooperation von VHS REGION Lüneburg und “Euthanasie”-Gedenkstätte Lüneburg.

Die Sonderausstellungen der “Euthanasie”-Gedenkstätte wird es dort erstmals als interaktive Online-Angebote geben. Auftakt für das neue Format ist die digitale Vernissage der Sonderausstellung “‘Still, stumpf, beschäftigt mit Kartoffelschälen, verlegt’ – Frauen als Opfer der ‘T4′”, die anlässlich des bundesweiten Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus unter www.geschichte-raum-geben.de am 27. Januar 2021 um 17 Uhr virtuell eröffnet wurde und ab jetzt online zu entdecken ist.

Ausstellung auch in Leichter Sprache und als Hörfassung

“Gedenkstätten legitimieren sich dadurch, dass sie an noch heute existierenden ehemaligen Tatorten über dort in der Vergangenheit begangene Menschheitsverbrechen aufklären. Mit dem virtuellen Ausstellungsraum wird einer dieser realen Orte jetzt auch digital zugänglich. Das gibt all jenen eine Chance, unsere Angebote wahrzunehmen, die aktuell oder generell nicht zu uns kommen können”, betont Dr. Carola Rudnick, Leiterin der »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg. “Und für jene, die unseren Ort und die gezeigte Ausstellung weiterhin im Original kennenlernen wollen, kann der virtuelle Ausstellungsraum zwar kein Ersatz, aber eine sinnvolle Ergänzung sein.”

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Menschen, die die Sonderausstellungen individuell und zeitlich flexibel anschauen möchten, bietet der digitale Ausstellungsraum deutlich mehr Möglichkeiten als die analogen Installationen, etwa durch Pop-ups historischer Fotos und Dokumente, durch das Einbinden interaktiver Karten, audio-(visueller) Interviews mit Angehörigen und erklärender Filme sowie durch das Bereitstellen von Zusatzmaterialien als PDF-Download. Die Sonderausstellung wird auch als Hörfassung und in Leichter Sprache angeboten. Lehrkräfte erhalten zusätzliche Materialien. “Dadurch bietet die digitale Form Möglichkeiten, die wir analog nicht hatten – insofern machen wir aus der Not eine Tugend”, sagt Dr. Sebastian Stierl, Vorsitzender des Trägervereins der Gedenkstätte.

“Für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer, aber auch für Schülerinnen und Schüler anderer Bildungsträger ist das eine sehr gute Ergänzung. Deshalb sind wir gerne dabei und bringen unser technisches Know-how ein”, erläutert Kooperationspartnerin Claudia Kutzick von der VHS REGION Lüneburg.

Die digitale Sonderausstellung “‘Still, stumpf, beschäftigt mit Kartoffelschälen, verlegt’ – Frauen als Opfer der ‘T4′” wird bis 30. Juni 2021 im Portal “geschichte – raum – geben” zu sehen sein.
Ab 1. Juli folgt eine weitere Sonderausstellung der “Euthanasie”-Gedenkstätte Lüneburg.
“Perspektivisch werden wir viele unserer bisherigen sowie zukünftige Sonderausstellungen auch mit einem Online-Angebot verbinden, wenn es sinnvoll und möglich ist. Mit dem neuen gleichnamigen Portal können wir so der Geschichte mehr Raum geben”, beschreibt Rudnick die weiteren Planungen.

Die Nutzung des Portals “geschichte – raum – geben” ist kostenfrei. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.