Zum Gedenken an die Bremer Opfer der NS-Medizinverbrechen richtet die KulturAmbulanz gemeinsam mit dem Gedenkkreis des Klinikums am Donnerstag, 30. Mai, um 12 Uhr eine öffentliche Gedenkveranstaltung am Mahnmal „Irrstern“ im Park des Klinikums Bremen-Ost aus.
Am 30. Mai 1940 fuhr von der damaligen Bremer Nervenklinik (dem heutigen Klinikum Bremen-Ost) ein Bus mit 36 Patientinnen und Patienten in Richtung Wehnen bei Oldenburg. 34 von ihnen starben in Wehnen an vorsätzlichem Nahrungsentzug – wie man heute weiß. Der 30. Mai 1940 ist der Beginn von vielen so genannten Verlegungen, die für die meisten der Bremer Nervenklinik anvertrauten Menschen mit dem Tod endeten.
Von etwa 1000 Patienten, die zwischen 1938 und 1944 aus Bremen in andere Anstalten verlegt wurden, starben 886 Menschen – Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche aus Bremen und Bremerhaven eines gewaltsamen Todes durch die menschenverachtende, so genannte „Euthanasie“. Von 2665 Bremern ist bekannt, dass gegen sie ein Verfahren vor sogenannten Erbgesundheitsgerichten eingeleitet wurde. Etwa 2500 wurden in der Folge zwangssterilisiert.
886 „Euthanasie”-Tote, ca. 2500 Zwangssterilisierte
Sie alle sind Opfer einer beispiellosen Kampagne gegen Menschen mit Behinderungen, aus Psychiatrie und Jugendfürsorge, die als „lebensunwerte Ballastexistenzen“, „Minderwertige“ oder „nutzlose Esser“ diffamiert wurden. „Sie bilden in der Bremer Bevölkerung die größte Opfergruppe, die der Nationalsozialismus zu verantworten hat”, so die Kulturambulanz.
Bei der Gedenkveranstaltung sprechen in diesem Jahr Antje Grotheer, Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, der Bremer Landesbehindertenbeauftragte Arne Frankenstein, die Angehörige Michaela Borchard-Struwe und der Leiter des Krankenhaus-Museums, Jannik Sachweh. Für die musikalische Untermalung sorgen Robert Gottschall-Wienecke und Dieter Schmid-Hermann von der Musiktherapie am Klinikum Bremen-Ost.
Im Anschluss an die Gedenkstunde hält die Historikerin Swantje Krampitz um 13 Uhr im Krankenhaus-Museum ein Vortrag über die Biografie der Bremer Psychiatrie-Patientin Auguste Döhle, die 1944 in der Anstalt Meseritz-Obrwawalde den Medizinverbrechen der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. (rd)