Zum Heimspiel des FC St. Paulis gegen den 1. FC Nürnberg am Freitag, den 29. April, ging im Hamburger Millerntor Stadion das „Trockendock I“ an den Start. Dabei handelt es sich um einen komplett alkoholfreien Getränkeverkaufsstand – ein Novum im bundesdeutschen Profifußball.
Initiiert wurde das Projekt von dem offiziellen FCSP-Fanclub „WBK – Weiß-braune Kaffeetrinker*innen“ – eine Kombination aus Fanclub und Selbsthilfegruppe für Mensch mit Suchterkrankungen. Die WBKler*innen bestehen seit Ende letzten Jahres 25 Jahre im Umfeld des FCSP. Ursprünglich eine reine SHG für Menschen mit Alkoholabhängigkeit, haben sich die WBKler*innen mittlerweile zu einer Gruppe von Menschen entwickelt, die unterschiedliche Suchterkrankungen aufweisen – bis hin zu Menschen, die ein suchtmittelfreies Fußballerlebnis schätzen, ohne selbst erkrankt zu sein.
Verein lehnte ersten Antrag auf vier alkoholfreie Stände ab
Schon vor zweieinhalb Jahren gab es einen ersten Antrag der WBKler*innen auf der FCSP JHV 2019, der sich für die Einrichtung von vier alkoholfreien Verkaufsständen im Millerntor Stadion ausgesprochen hat. Dieser Antrag wurde nach Prüfung der Umsetzbarkeit vom FCSP-Präsidium Mitte 2020 endgültig abgelehnt – hauptsächlich mit der Begründung, geschätzte 10.000 Euro an Zusatzkosten für die Betreibung wären vom Verein nicht aufzubringen.
In ihrem Jubiläumsjahr 2021 haben die WBKler*innen dann zu einer breit angelegten Spendenaktion innerhalb der FCSP-Fanszene aufgerufen. Zielsetzung: 2.500 Euro für zumindest einen symbolischen Verkaufsstand zusammenzubekommen, um dem Verein die Umsetzung dieses wichtigen Präventionsprojektes zu ermöglichen.
Durch eine breite Unterstützung durch die FCSP-Community wurde die Summe relativ schnell erreicht – darüber hinaus ist es gelungen, Hintergründe, Zweck und Perspektiven eines derartigen Getränkestandes einer breiten FCSP-Öffentlichkeit zu vermitteln.
Ziel: Alternativen zur symbiotischen Verbindung von Fußballschauen und Drogenkonsum anzubieten
„Es konnte klar gemacht werden, dass es weder um allgemeine Alkoholverbote geht, nicht darum, Millertor-Besucher*innen „ihr Bier wegzunehmen“, sondern darum, Alternativen zu der scheinbar symbiotischen Verbindung von Fußballschauen und Drogenkonsum anzubieten. Und: In einem Verein, der sich Prävention in Kinder- und Jugendbereich auf die Fahnen geschrieben hat, muss es möglich sein, dem ewigen „ASTRA – was dagegen?“ auch etwas entgegenzusetzen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative.
Das „Trockendock I“ sei kein offizielles Projekt des FC St. Paulis –„lediglich ein vor allen Dingen finanziell auf wackeligen Beinen stehendes Konstrukt einer Faninitiative und des beteiligten Stadion-Caterers.“ Die WBKler*innen wollen nun in den nächsten Monaten zusammen mit vielen Sympathisant*innen aus der kritischen FCSP-Anhängerschaft daran arbeiten, dass das Projekt „komplett alkoholfreier Getränkestand“ zum Projekt des Vereins wird, und dass es demnächst auch zumindest das „Trockendock II“ im Umlauf der HT / Nähe Kinder- und Jugendblock geben wird. (rd)