Film zeigt die
Suche nach Heilung

Auf dem Weg zum Schamanen im kolumbianischen Urwald. Foto: mindjazz pictures

Yasmin C. Rams ist Dokumentarfilm-Regisseurin und Produzentin – und sie leidet seit ihrer Kindheit an Epilepsie. Daher muss sie viele Medikamente nehmen, die schwere Nebenwirkungen verursachen können. Ebenso wie ihr Vater, der an Parkinson erkrankt ist. Die Suche nach einem alternativen, besseren Umgang mit der Krankheit bzw. gar nach Heilung machte die 36-Jährige zum Thema ihres ersten abendfüllenden Dokumentarfilms. Er heißt „Heile Dich doch selbst” und gibt einen sehr persönlichen Einblick: Rams nimmt den Zuschauer mit auf eine große Reise, die nicht nur zu verschiedenen Protagonisten führt, die gegen MS, Parkinson oder Krebs kämpfen, sondern in dessen Mittelpunkt ihr eigener großer Selbstversuch steht.


Ihr Vorgehen ist dabei von einer offenen Haltung geprägt und bewegt sich jenseits von Dogmatismus, was die Dokumentation auszeichnet. Zu sehen ist eine ehrliche Suche, an dessen Ende sich neue Perspektiven auf Körper und Gesundheit präsentieren, die wertvolle Anregungen bieten: für kranke Menschen – aber auch für Medizin und Gesundheitspolitik. Dabei transportiert „Heil Dich doch selbst” aus ganzheilticher Perspektive zugleich Kritik an rein symptomorientierter, westlicher Medizin als auch den Appell an Kranke, Selbstverantwortung zu übernehmen und bei körperlichen Erkrankungen den eigenen mentalen Zustand nicht außen vor zu lassen und zu erforschen.

Für den Vater sind Alternativmediziner „Quacksalber”

Anfangs lebt der Film auch von einem Gegensatz. Der parkinsonkranke Vater kann die Suche der Filmemacherin nicht verstehen. Alternativmediziner sind für ihn „Quacksalber”, die nur Geld machen wollen. Das bringe nichts.
Doch Rams geht ihren Weg. Sie findet Inspiration bei ihrer Freundin Hillary, die seit zehn Jahren ohne Medikamente symptomfrei von Multiple Sklerose lebt. Mithilfe von Yoga und anderer Ernährung. Das führt Rams zu Ayurveda. Und zu Prof. Dr. Horst Przuntek, Leiter der Abteilung für komplementärmedizinische Neurologie am Evangelischen Krankenhaus (EvK) in Hattingen. Das Mikrobiom sei verändert, sagt er, Parkinson beginne im Darm.
Die Regisseurin setzt nun auf Kräuter und kocht pflanzenreich, ohne Fleisch, Milch und Zucker. Und sie reist um die Welt. So zu Howard, der der Parkinson-Diagnose mit Qigong und TCM erfolgreich trotzt. Letztere verbinde Emotion mit Organen, stelle eine Beziehung her. Er erklärt der Suchenden, dass seine Heilung erst nach Selbsterforschung begonnen habe. „Erst als ich es lernte, mich selbst zu mögen, schaffte ich es über den Berg.”

Rückfall – und neue Wege

Rams hingegen sieht man plötzlich mit zerschundenem Gesicht in einer Klinik. Eine Schwindelattacke beim Joggen – ein Rückfall. Schließlich trifft sie eine Entscheidung. „Ich habe bisher nur versucht, Medikamente zu ersetzen und den mentalen Teil der Heilung vergessen. “ Sie habe sich wohl zu sehr auf den Vater konzentriert, der fortan in den Hintergrund rückt.
Sie selbst begibt sich nun in die Hände eines Hypnosetherapeuten, um unbewusste Fähigkeiten nutzbar zu machen. Sie fühlt sich super danach, fühle sich nun mit dem Körper verbunden, sagt sie, spüre ein Urvertrauen in den Körper. Da hört sie von Miguel, einem Kolumbianer der nach 35 Jahren von Epilsepsie geheilt worden sein soll.

Besuch beim Ayahuasca-Schamanen

Sie reist nach Südamerika, um den Ayahuasca-Schamanen selbst aufzusuchen. Für den „Taita”, lernen wir, ist Krankheit auch ein psychisches Problem. Es ist die Rede von einer psycho-physischen Wirkung des Halluzinogens, das als Wurzelsud gereicht wird. Soll sie es wagen? „Ich habe Angst, meine Kontrolle komplett an eine Substanz abzugeben”, teilt sie vor der Kamera ihre Zweifel. Nach diesem Versuch und am Ende des Films ist die Krankheit nicht weg, doch geht es der Regisseurin deutlich besser – mit deutlich weniger Medikamenten. Die Krankheit sei noch da, kontrolliere aber nicht mehr ihr Leben, sagt sie. Gewonnen habe sie ein tiefes Vertrauen in ihren Körper.
Ihre Quintessenz: „Ich merkte, dass es vor allem ich selbst bin, die Verantwortung für meinen Körper übernehmen muss und lernen muss, auf ihn zu hören. Wenn man sich mit ihr jedoch tiefer auseinandersetzt, kann sie einem unter Umständen auch die Tür zu einer komplett neuen Welt eröffnen”, so die Regisseurin des Films, dem die Deutsche Film- und Medienbewertung das Prädkat „besonders wertvoll” verlieh. Zu Recht. A. Hinrichs
Heil dich doch selbst” kommt am 21. April in die Kinos. Vorführtermine und weitere Infos unter: https://mindjazz-pictures.de/filme/heil-dich-doch-selbst/