Das Trauma der Chibok-Mädchen

Zahra ist eines der Tausenden „vergessenen Mädchen" im nigerianischen Maiduguri. Nach einem Selbstmordattentat einer entführten Frau schlägt ihnen dort Misstrauen entgegen. Foto: © Blakeway Productions Ltd / ARTE France

Die Nachricht ging um die Welt: Am 14. April 2014 entführte die Terrorgruppe Boko Haram 276 Schülerinnen aus einem christlichen Internat im nordnigerianischen Chibok. Die Befreiung der Mädchen erfolgte unter bisher unbekannten Umständen.  Die Arte-Doku „Boko Haram: Das Trauma der Chibok-Mädchen“ * gibt den Entführungsopfern erstmals das Wort. Sie erzählen, wie schwer es ist, wieder in ein normales Leben zurückzufinden.

Die entführten Schülerinnen wurden im nahen Sambisa-Wald versteckt. In einer großangelegten Kampagne unter dem Hashtag #BringBackOurGirls drängten Politiker und Prominente wie Michelle Obama die nigerianische Regierung dazu, die 16 bis 18 Jahre alten Mädchen zu befreien. Vier Jahre später leben über hundert der befreiten Opfer an einem sicheren Ort in der Hauptstadt Abuja.

Zum ersten Mal erhielt ein Fernsehteam die Erlaubnis, die Mädchen zu treffen und ihre Rückkehr in ein normales Leben zu dokumentieren. Die nigerianische Regierung hat die Entführungsopfer in Wohnungen der Amerikanischen Universität von Nigeria untergebracht. Die Mädchen werden dort unterrichtet und von Ärzten und Psychologen betreut. Sie werden von Medien und Öffentlichkeit weitgehend abgeschottet.

Wie fühlen sich die Mädchen in diesem „goldenen Käfig“? Wie verarbeiten sie ihre traumatischen Erlebnisse? Wie fühlen sie sich, als sie ihre Familien wiedersehen, zu denen sie seit ihrer Entführung keinen Kontakt mehr hatten?

Nicht alle Boko-Haram-Opfer genießen eine solche Vorzugsbehandlung: Im von Gewalt geprägten Maiduguri trafen die Filmemacher einige der Tausenden „vergessenen Mädchen“, die ebenfalls von der Terrormiliz misshandelt wurden und nach ihrer Flucht aus dem Wald wegen ihrer vermeintlichen Verbindungen zu den Terroristen mit Argwohn betrachtet werden. Die ganze Stadt erinnert sich an den Tag, an dem Selbstmordattentäterinnen hier ein blutiges Massaker anrichteten.

Diese „vergessenen Mädchen“ können von den Privilegien der Schülerinnen von Chibok nur träumen – vom nigerianischen Staat sich selbst überlassen, leben viele in Armut, in Slums oder Flüchtlingscamps. „Boko Haram: Das Trauma der Chibok-Mädchen“ zeichnet ein erschütterndes Bild des brutalen Bürgerkriegs, der Nigeria gegenwärtig zerrüttet.

„Boko Haram: Das Trauma der Chibok-Mädchen“:  bis 19. Januar 2019 in der ARTE-Mediathek.