Wie Corona
Inklusion behindert

Die Aktion Mensch verzeichnet einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen unter Menschen mit Behinderung. Foto: Unsplash

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind einer Erhebung der Aktion Mensch zufolge für Menschen mit Behinderung besonders gravierend. Von dem negativen Trend seien durchweg alle Bundesländer in betroffen, erklärte die Aktion Mensch am Dienstag in Bonn zur Veröffentlichung ihres jährlichen “Inklusionsbarometers Arbeit”. Im Jahr 2019 hatte die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderungen mit 156.621 ein Rekordtief erreicht, 2020 stieg sie auf 173.709 Arbeitslose.

Den höchsten Anstieg an arbeitslosen Menschen mit Behinderung verzeichneten Bayern mit 19,1 Prozent und Hamburg mit 18,9 Prozent im Vergleichszeitraum Oktober 2019 und Oktober 2020. Der Bundesdurchschnitt lag bei 13 Prozent.

Das Handelsblatt Research Institute erstellt in Kooperation mit der Förderorganisation Aktion Mensch jährlich das Inklusionsbarometer und stützt sich auf Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter.

Auch in Baden-Württemberg und Hessen seien die Werte mit 16,4 und 16,2 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders hoch. Am niedrigsten fiel der Anstieg bundesweit in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit 6,6 beziehungsweise 6,7 Prozent aus, gefolgt von Bremen (plus 8,6 Prozent) und Thüringen (plus 8,7 Prozent).

Negative Trendwende

Die Studienergebnisse markieren nach Einschätzung des Präsidenten des Handelsblatt Research Institutes, Bert Rürup, eine deutliche negative Trendwende. Seit 2013 habe sich die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung in Deutschland fast stetig verbessert. “Doch die rasant negative Entwicklung in diesem Jahr macht in kürzester Zeit die Erfolge der letzten vier Jahre zunichte”, erklärte Rürup.

Zu rechnen sei auch mit einem Rückschlag mit Langzeitfolgen, prognostizierte der Arbeitsmarktexperte. Zwar steige die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung bundesweit langsamer an als die allgemeine Arbeitslosenquote. Doch die negativen Folgen der Corona-Pandemie dürften für Arbeitslose mit Schwerbehinderung deutlich länger andauern.

Zu befürchten sei auch, dass viele Inklusionsunternehmen – bundesweit rund 650 – in den kommenden Monaten Insolvenz anmelden könnten, erklärte die Aktion Mensch. In diesen Unternehmen arbeiteten rund 40 Prozent Menschen mit Behinderung, hauptsächlich in der Gastronomie, der Hotellerie oder Gemeinschaftsverpflegung.

(epd)