Ungewöhnlich: Die ZDF-Programmdirektorin verhinderte die Ausstrahlung einer bereits länger für den 8. November eingeplanten Sendung des „ZDF Magazin Royale“ zum Thema „Mind Control“. Das berichtete der Spiegel.
„Mind control“ beschreibt das Magazin in dem Bericht so: „Dahinter verbirgt sich eine schaurige Idee: Menschen sollen durch Folter und Missbrauch so bearbeitet werden können, dass sie »programmiert« sind und lebenslang gesteuert werden können. Diese Annahme widerspricht jedoch wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Psyche, es finden sich dafür keinerlei Belege. Und doch wurde der Mythos von Fachleuten verbreitet und fand Einzug in Therapien, auch in Deutschland, über Jahre. Den Schaden haben die Patienten: Denen wird von Therapeuten teils eingeredet, sie würden von Tätern kontrolliert, ohne dass sie es mitbekommen. Das kann Angst und Panik auslösen, gerade bei Traumapatienten.“ All dies habe die Böhmermann-Sendung kritisch beleuchten wollen.
Scheute der Sender mögliche Kritik?
Bedenken soll es weder bei Redakteuren noch bei Justiziaren gegeben haben, so das Magazin weiter. Der Verdacht aus „Branchenkreisen“, den das Magazin formulierte: Demnach habe die Sendung nicht erscheinen können, weil die Verantwortlichen beim ZDF mögliche Kritik scheuen würden. Das habe mit einer vorigen Böhmermann-Folge zu tun, die vor knapp einem Jahr gelöscht wurde – es ging damals um rituelle Gewalt. Der Titel: „Wenn man vom Teufel spricht“. Nach der Ausstrahlung gingen Programmbeschwerden ein. Einer der Absender war die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die kritisierte, dass in der Sendung Betroffene sexueller Gewalt abgewertet worden seien.
Der ZDF-Fernsehrat nahm die Sendung daraufhin aus der Mediathek. Das wiederum rief die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde“ (DGPPN) auf den Plan. Der damalige Präsident Prof. Andreas Meyer-Lindenberg forderte das ZDF in einem Schreiben auf, die Folge des „ZDF Magazin Royale“ wieder online zu stellen. „Die Sendung war gut recherchiert“, sagte Meyer-Lindenberg später.
Der Spiegel: „„Sauber recherchiert”
Die Folge wurde aber nicht wieder hochgeladen. Das Team von Jan Böhmermann recherchierte jedoch weiter. Bis zum November 2024. Die laut Spiegel „sauber recherchierte“ Recherche habe sich auf ein Netzwerk aus Psychotherapeuten „und selbst ernannten Experten bezogen, die den Mythos ,Mind-Control’ jahrelang auf Fachveranstaltungen, in wissenschaftlichen Publikationen und auch mithilfe staatlicher Institutionen in Deutschland verbreitet hatten“. Darunter ein Arzt, der in der Schweiz seine „Berufsausübungsbewilligung“ verloren habe, nachdem das Schweizer Fernsehen aufgedeckt habe, wie er an „satanistische, rituelle Missbrauchszirkel glaubte“. Inzwischen sei er als Oberarzt an einer Klinik im Schwarzwald angestellt, so der Spiegel. (rd/hin)