Wo der
Tod lebendig wird

Warum nicht mal im Sarg probeliegen und lesen ... Foto: Messe Bremen / Jan Rathke

Wir informieren uns, bevor wir ein neues Auto kaufen. Wir lassen uns beraten, wenn es um die Anschaffung einer neuen Küche geht. Aber wieso reden wir nicht über den Tod, der unweigerlich irgendwann kommt? Das fragen die Veranstalter der Messe „Leben und Tod”, die im Mai bereits zum zehnten Mal  in der Messe Bremen stattfindet. Im Mittelpunkt steht der Versuch, „den Menschen ihre Ängste zu nehmen, sie zum Nachdenken anzuregen und Mut zu machen”, wie es in der Ankündigung heißt. Dazu beitragen sollen ein bunter Mix aus Live-Musik, Lesungen und Vorträgen sowie eine vielfältige Messe für Betroffene und Interessierte. „Gerade junge Menschen fühlen sich in ihrer Trauer oft allein gelassen oder missverstanden – für sie bieten wir am Samstag ein ganz besonderes Programm an“,  sagt Projektleiterin Meike Wengler von der Messe Bremen & ÖVB-Arena.

„Wer mag, kann bei uns sogar im Sarg Probe liegen”, sagte Projektleiterin Meike Wengler. Erstmals soll es während der Messe einen „Death Slam” geben: Sechs Slam-Poetinnen und -Poeten wollen dem Publikum selbst verfasste Texte zu Leben, Sterben und Tod vorstellen. Die Autorin und Trauerbegleiterin Ayse Bosse liest aus ihrem Buch „Einfach so weg – Dein Buch fürs Abschiednehmen, Loslassen und Festhalten“ – mit Kurzgeschichten, Liedtexten, Platz für eigene Gedanken und vielem mehr. So kreativ und vielfältig wie das Werk verspricht auch ihr Vortrag auf der „Leben und Tod”  zu werden. Sie lässt darin junge Erwachsene zu Wort kommen, die ihre persönliche Geschichte erzählen. Unterstützung erhält sie von ihrem Mann, dem Singer/Songwriter Bosse, der das gleichnamige Lied zum Buch live singen wird. Außerdem dabei ist die Hennakünstlerin Jana Kushboo. Bei ihr können sich Besucher nach der Lesung Hennatattoos oder die Namen ihrer Liebsten auf die Hände und Arme schreiben lassen.

Eröffnet wird das zweitägige Treffen von Professor Gian Domenico Borasio, der zu den führenden Palliativmedizinern in Europa gehört. Seit März 2011 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Universität Lausanne. Er will einen Vortrag unter dem Titel „Palliative Care: Lebensqualität (nicht nur) für das Lebensende” halten.

Musiker Rolf Zuckowski, ursprünglich für seine Kinderlieder bekannt,  präsentiert am Freitag zusammen mit dem Inselmaler Anselm Prester und Diakonin Kerstin Slowik das Projekt „Gemeinsam unterwegs – eine Ausstellung zu Leben und Endlichkeit“. Die Besucher erwarten zwölf Gemälde gepaart mit Zitaten des Albums „Deine Sonne bleibt – mit Liedern und sanfter Klassik aus der Trauer zum Trost“, die Zuckowski live vortragen wird. Entstanden ist die Idee vor dem Hintergrund der Hospizarbeit. Sie orientiert sich an der biblischen Geschichte der Emmaus-Jünger (Lukasevangelium, Kapitel 24, Verse 13-35), in der zwei Menschen nach einem schweren Schicksalsschlag gemeinsam unterwegs sind. Diese Gemeinsamkeit hilft ihnen, schrittweise zurück ins Leben zu finden und ihren eigenen Weg dann alleine fortzusetzen.

Neben Buchhandlungen, Bestattern und Hospizvereinen befinden sich junge Start-ups ebenso wie traditionelle Unternehmen unter den rund 140 Ausstellern. Sie präsentieren ihre Dienstleistungen und Produkte – darunter Holzurnen, Trauerschmuck, Puppen genäht aus der Kleidung Verstorbener oder Accessoires wie traditionelle mexikanische Zuckerschädel, die zum Brauchtum des Tags der Toten gehören.

Die „Leben und Tod” in Halle 6 der Messe Bremen ist am Freitag, 10. Mai, von 9 bis 18 Uhr und am Samstag, 11. Mai, von 9 bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet ab 8 Euro. Mehr Infos unter www.leben-und-tod.de