Freude
und Freunde

Freuen sich und genießen ihre Freundschaft: Der Dalai Lama und Erzbischof Desmond Tutu. Foto: mindjazz pictures / Tenzin Choejor

Pandemie, Krieg, Klimakrise erzeugen Angst, Trauer, Ohnmacht, Wut. Ein Gefühl, das da eher unter den Tisch zu fallen droht, ist die Freude. Der Film „Mission Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten“, der aktuell im Kino zu sehen ist, setzt dem Großes entgegen. Im Mittelpunkt stehen die spirituellen Leitfiguren Seine Heiligkeit der Dalai Lama und der Ende 2021 verstorbene Erzbischof Desmond Tutu. Beide verband eine tiefe und herzliche Freundschaft, die 2015 zu einem Besuch des damals 84 Jahre alten südafrikanischen Christen und Anti-Apartheidkämpfers im Exil des geistlichen Oberhaupts der Tibeter im nordindischen Dharamsala führte, wo sich beide auch interviewen ließen.  

Der Film ist die Ergänzung und Weiterführung des 2016 erschienenen „Buch der Freude“ (Heyne), indem sich die Freunde über das Wesen der wahren Freude und die Hindernisse auf dem Weg dorthin austauschen. Entstanden ist es aus Gesprächen, die der Bischof und der buddhistische Mönch 2015 während des einwöchigen Aufenthalts Tutus in Dharamsala mit dem US-Journalisten und Tutu-Vertrauten Douglas Abrams führten. Ein großer Teil des damals gedrehten Filmmaterials war bislang unveröffentlicht. Die Regisseurinnen Louie Psihoyos und Peggy Callahan haben es angereichert mit Animationen und weiteren Interviews.

Von der Herkunft her könnten sie unterschiedlicher kaum sein

Die beiden Hauptakteure eint die positive Ausstrahlung, die Fähigkeit zum tiefen Lachen und zu kindlichen Albernheiten. Von der Herkunft aber könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Der eine, Bischof Desmond Tutu, im Christentum verwurzelt, wuchs mit der Erfahrung auf, auf Grund seiner Hautfarbe diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Zudem litt er unter Alkohol- und Gewaltexzessen des Vaters. Später war er zentrale Figur im Kampf gegen die Apartheid und maßgeblich am Sturz des südafrikanischen Regimes beteiligt. Der andere, Tenzin Gyatso, Buddhist, wurde in eine Bauernfamilie geboren und mit zwei Jahren als Wiedergeburt des XIII. Dalai Lama erkannt. Die meiste Zeit von der Mutter getrennt, wuchs er im Palast auf, erlebte Einsamkeit und schließlich Flucht vor den chinesischen Militär, als dieses begann, in Tibet einzufallen.

„Geistpflege” als Schlüssel zum Glück

Die Fähigkeit zur Freude allen Widrigkeiten zum Trotz wiederum eint die Beiden. Ihr Schlüssel zur Freude:  spirituelle Praxis. Die Quelle liege innen, nicht außen, so der Dalai Lama. Wohlbefinden könne erlernt werden, so wie Zähneputzen, erklärt er. Geistpflege wird mit dem Training von Muskeln verglichen. Wichtig sei, sich Zeit für Stille und Gebet zu nehmen.

Es ist eine pure Freude, die beiden spirituellen Berühmtheiten zu beobachten, wie sie vor Lachen kreischen, sich gegenseitig necken und an den Händen halten, einfach riesengroßen Spaß haben. Und mit welch vermeintlicher Leichtigkeit sie sich über Inhalte austauschen wie: das Erlernen innerer Stärke, die Bedeutung geistigen Umdeutens negativer Erfahrungen und die Bedeutung von Gebet und Meditation. Ein unbedingt sehenswerter Dokumentarfilm zur richtigen Zeit. A. Hinrichs