Kongress der Superlative

Viele Menschen, lange Wege: Blick in das Gebäude, in dem der DGPPN-Kongress auch im Vorjahr stattfand. Archivfoto: Hinrichs

Rund 9000 Teilnehmer aus 50 Nationen, über 650 Einzelveranstaltungen,  rund 80 Workshops: Heute wird der Psychiatriekongress der Superlative eröffnet. Bis Sonnabend dauert die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im Berliner City Cube. Unter dem Titel „Psychiatrieforschung von morgen“ tauschen sich dabei Ärzte, Wissenschaftler und Therapeuten, aber auch Betroffene, Pflegekräfte und weitere Berufsgruppen aus.

Ein besonderer Focus liegt in diesem Jahr auf dem interdisziplinären und praxisorientierten Wissenstransfer. Das wissenschaftliche Programm greift dabei alle relevanten psychischen Störungen auf und beschäftigt sich intensiv mit biologischen, psychotherapeutischen und sozialpsychiatrischen Inhalten. In trialogischen Veranstaltungen kommen Experten, Betroffene und Angehörige zu Wort und geben Einblicke in ihre Erfahrungen.

Zudem werden auch wieder renommierte Persönlichkeiten aus Forschung, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft als „Keynote Speaker“ erwartet. Ein Highlight wird am Mittwoch der Auftritt der Schriftstellerin Siri Hustvedt sein. Seit den späten Neunzigern beschäftigt sie sich mit dem philosophischen Dilemma der Gehirn-Geist-Debatte. Dieses Thema griff sie zuletzt auch in ihrem Buch „Die Illusion der Gewissheit“ auf – ein leidenschaftliches Plädoyer für ein ganzheitliches Verständnis des Menschen. Als weitere hochkarätige Keynote Speaker angekündigt wurden u.a. Borderline-Experte Martin Bohus, die Forscherin Katharina Domschke, die über Epigenetik sprechen wird, und der britische Neurowissenschaftler und Schlafforscher Russell Foster. Gegen Ende des Kongresses spricht auch der Philosoph und Autor Byung-Chul Han: In seiner Lecture „Verschwinden des Anderen” geht es um  gesellschaftliche Veränderungen durch Neokapitalismus und Digitalisierung.  „Byung-Chul Han spürt der Gewalt des Gleichen in den Phänomenen wie Angst, Globalisierung und Terrorismus nach, die die heutige Gesellschaft kennzeichnen“, heißt es in der Ankündigung. 

In einer öffentlichen Sonderveranstaltung im Rahmen des  Kongresses  zum Thema E-Mental-Health wird am Freitag von 09:30–18:30 Uhr ein Überblick über Schlüsseltechnologien sowie Best-Practice-Beispiele gegeben. Ein Highlight wird dabei die Präsentation mehrerer Innovationsfondsprojekte aus dem Bereich E-Mental-Health sein. Außerdem sollen die aktuellen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen in Deutschland beleuchtet und diskutiert werden.  Die Veranstaltung findet im Rahmen des sogenannten eMEN Projektes statt und wird von der Europäischen Union kofinanziert. Mehr unter https://www.dgppn.de/schwerpunkte/e-mental-health/emen20191129.html

Vollständiges Kongressprogramm unter: https://www.dgppnkongress.de

(hin/rd)

Ausführliche Kongressberichte lesen Sie in der nächsten EPPENDORFER-Printausgabe, die Anfang Januar 2020 erscheint.