„Heavy Mental”

Die Hosts Sissy Metzschke und Tarkan Bagci erkunden die Grauzonen im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Foto: ZDF/Banijay

Achtsamkeit, Selbstliebe und Coaching: Über mentale Gesundheit wird viel mehr gesprochen als früher. Doch zwischen gesunder Selbstfürsorge und echtem Therapiebedarf gibt es viele Grauzonen. Damit beschäftigt sich “ZDFzoom: Grauzone” am Mittwoch, 13. Juli 2022, 23.05 Uhr, in der Dokumentation “Heavy Mental: Generation Depression?”. Der Film von Ann-Christin Herbe, Melissa Holland-Moritz und Marc Schlömer ist in der ZDFmediathek ab dem Sendetag zwei Jahre langverfügbar.  

Gut 18 Millionen Deutsche leiden an psychischen Erkrankungen. Viele Betroffene suchen lange nach einem Therapieplatz. Welche Verantwortung tragen dafür Krankenkassen oder Therapeuten und was können Arbeitgeber tun, um mentalen Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren? Das sind die Ausgangsfragen, denen die Filmemacher nachgehen. Weitere Aspekte, die laut ZDF einbezogen werden: „Gleichzeitig entstehen immer mehr Geschäftsmodelle rund um unsere Psyche. Neben wertvollen Hilfsangeboten gibt es auch dubiose Selbsttests und unseriöse Anbieter. Sissy Metzschke und Tarkan Bagci fragen nach: Warum werden Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht optimal behandelt? Scheitert das an den Krankenkassen oder tragen die Psychotherapeuten selbst die Schuld?”  

Sechs Monate warten auf einen Therapieplatz

Gezeigt werden Fallbeispiele wie der von Marvin Wagner. Er kämpft mit Depressionen und Panikanfällen: Der 31-Jährige steht auf drei Wartelisten für Psychotherapie – das Ergebnis von etwa 70 Anrufen bei verschiedenen Anlaufstellen. Die bürokratischen Hürden auf der Suche nach Hilfe sind für ihn kaum zu überwinden. Er fühlt sich vom Gesundheitssystem im Stich gelassen.  Ähnliches hat auch die Musikerin Madeline Juno erleben müssen: Erst sechs Monate nach der Erstdiagnose “Depression” bekam sie einen Therapieplatz.  

Für GKV-Vertreter Florian Lanz ist die Sache klar: Es mangele an Transparenz – vor allem auf Seiten der Therapeuten. Jürgen Margraf, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie, weist diesen Vorwurf vor der Kamera von sich, meint aber selbstkritisch: Lange Behandlungszeiten der Psychotherapeuten seien ein Hauptproblem.   

Ein depressionserfahrener Rapper, der als systemischer Coach arbeitet

Einfacher – aber auch kostspieliger – scheint der Weg zum Life-Coach. Die Coaching-Angebote sind ebenso breit gefächert wie die Kompetenz ihrer Anbieter – kein Wunder: Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. “Wenn jemand kommt und sagt: ‘Nur ICH kann dir helfen!ʹ – dann renn!” – warnt Rapper Curse, der depressive Phasen kennt und mittlerweile auch als systemischer Coach arbeitet. Doch für wen sind solche Angebote überhaupt geeignet und können sie eine Therapie ersetzen? 

Die Doku-Reihe “ZDFzoom: Grauzone” behandelt kontroverse Themen und stellt sich erklärtermaßen „gegen ein vereinfachtes Schwarz-Weiß-Denken”. „Die Hosts decken Missstände in ihrer Komplexität auf und lassen Menschen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen. Ziel ist auch ein Verstehenwollen der „Gegenseite”, so das ZDF. Das Doku-Format vermittele zugleich fundiertes Wissen über ein Thema, damit sich die Zuschauerinnen und Zuschauer in aktuellen Fragen aus der eigenen Lebensrealität eine Meinung bilden können. (rd)