Einmalig: Mission mit Notpflege

Innen- und Aufenthaltsraeume der neuen Bahnhofsmission in Hamburg. Auf rund 400 Quadratmetern entstanden vor allem neue Beratungs- und Aufenthaltsmoeglichkeiten darunter laut DB ein einmaliges Notpflegeangebot, das mit einer Dusche, einer Sitzbadewanne und einem Pflegeraum fuer assistenzbeduerftige Gäste ausgestattet ist. Foto: epd-bild/Philipp Reiss

Nach knapp elfmonatiger Bauzeit bezieht die Bahnhofsmission Hamburg ihr neues Gebäude vor dem Hauptbahnhof. Am (heutigen) Montag hat die Deutsche Bahn (DB) den Neubau offiziell an die Bahnhofsmission übergeben. Die Bahn investierte rund fünf Millionen Euro für die modernen Räume, in denen künftig Menschen in Not rund um die Uhr geholfen wird. Der reguläre Betrieb der Bahnhofsmission beginnt am 1. März.

Die Konzernbevollmächtigte der DB für Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen, Manuela Herbort, bezeichnete die Umsetzung des Baus als „Herzensangelegenheit“. Es sei „ein besonderer Ort“, in dem alle Menschen Schutz und Hilfe bekommen würden. „Wir sind immer da“, sagte Axel Mangat, der seit 2010 die Bahnhofsmission Hamburg leitet. Er will allen Bedürftigen „Fürsorge und Zuwendung“ bieten, manchmal brauche es einfach „einen Kaffee und einen Gesprächspartner, der fragt, wie es einem geht.“ Zugleich möchte die Bahnhofsmission Bedürftige an entsprechende Stellen weitervermitteln.

Täglich rund 250 Kontakte zu Hilfesuchenden

Der Bedarf ist groß: Selbst an den provisorischen Containern hätten die Helfer jeden Tag rund 250 Kontakte zu Menschen, die Hilfe suchen. Hochgerechnet auf ein Jahr seien dies 90.000. In dem neuen, rund 400 Quadratmeter großen Gebäude entstanden vor allem neue Beratungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Darunter ist ein laut DB in Deutschland einmaliges Notpflegeangebot, das mit einer Dusche, einer Sitzbadewanne und einem Pflegeraum für assistenzbedürftige Gäste ausgestattet ist.

70 der 90 Mitarbeitenden sind ehrenamtlich aktiv


„Bisher konnten wir gegen die zunehmende Verwahrlosung der Menschen wenig tun, wir hatten keine Pflegekräfte“, sagt Mangat. Jetzt gebe es zweieinhalb Pflegestellen für die Versorgung von verwahrlosten Menschen. Sie nehmen sich Zeit. „Erst mal muss man das Vertrauen gewinnen, Körperpflege ist schließlich etwas Intimes“, sagt der 47-Jährige. Das neue Notpflegeangebot nannte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) „eine soziale Innovation“. Sie dankte insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern für ihre wichtige Arbeit. Insgesamt zählt die Bahnhofsmission 90 Mitarbeitende, 70 von ihnen arbeiten ehrenamtlich.


Die Hamburger Bahnhofsmission wurde 1895 als zweite Einrichtung dieser Art in Deutschland gegründet. Anfangs kümmerten sich die Helfer um in Not geratene, häufig weibliche Reisende, die infolge von Industrialisierung und Landflucht in die Großstädte drängten und dort Schleppern und Zuhältern in die Hände fielen oder Opfer ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse waren. Heute bieten die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission unter dem Motto „Menschlichkeit am Zug“ jedem Menschen Aufmerksamkeit, Unterstützung, Beratung, Begleitung und Vermittlung an. Die Bahnhofsmission ist die älteste bestehende Einrichtung des Vereins „hoffnungsorte hamburg“.