Deutschlands größter Psych-Treff 

Tausende strömen alljährlich zum DGPPN-Kongress in den CityCube Berlin. Foto: Archiv

Nach den Pandemie-Jahren wieder ein Live-Kongress der Superlative: Mehr als 650 Veranstaltungen, 1000 aktiv Beteiligte und etwa 8000 Besucherinnen und Besucher aus allen Berufsgruppen, zählt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im Zusammenhang mit ihrem Jahreskongress auf, er sei damit das „größte Treffen der Psychiatrie und Psychotherapie im deutschsprachigen Raum“. Der Kongress läuft noch bis zum 26. November im CityCube Berlin – und im Internet:  Zentrale Veranstaltungen werden per Livestream übertragen und stehen im Anschluss an den Kongress als „On-Demand-Angebot“ zum zeitunabhängigen streamen bereit.

 Das Leitthema in diesem Jahr lautet: „Ethik, Recht und psychische Gesundheit“. Zur Erklärung heißt es dazu: In akuten Krankheitsphasen sind Betroffene aber nicht immer in der Lage oder bereit daran mitzuwirken. Manchmal stehen Wohl und Wille eines Patienten auch im Widerspruch zueinander. Auf der Suche nach der besten Vorgehensweise müssen dann vielfältige ethische und rechtliche Fragen berücksichtigt werden.“ So,  wenn ein Mensch mit einer psychischen Erkrankung sich das Leben nehmen möchte oder eine Behandlung ablehnt, die lebensrettend wäre, erläutert DGPPN-Präsident Prof. Dr. Thomas Pollmächer: „Auch dann ist der Wille des Patienten natürlich ein hohes Gut. Wenn er aber aufgrund seiner Erkrankung nicht oder nur eingeschränkt in der Lage ist, selbstbestimmt zu entscheiden, dann müssen die rechtlichen Voraussetzungen und unsere ethischen Verantwortlichkeiten sorgsam geprüft und abgewogen werden.“

Von Suizidassistenz bis Zwangsvermeidung

Die Psychiatrie habe  dafür in den letzten Jahren systematische Prozesse und Instrumente etabliert; auf dem DGPPN Kongress würden sie breit diskutiert. Besondere Berücksichtigung fänden weitere Themen, bei denen die Nicht-Übereinstimmung von Patientenwohl und -wille zu Schwierigkeiten bei der Behandlungsentscheidung führen könne: Themen wie Suizidprävention, Suizidassistenz oder die Vermeidung von Aggression und Zwang.

Darüber hinaus werden in Berlin viele weitere aktuelle und gesellschaftlich hoch relevante Themen  wie Cannabislegalisierung, Flucht und Trauma,  Klima und Psyche und  die Auswirkungen der Corona-Pandemie behandelt. Spezifisches psychiatrisches Wissen wird in 40 State-of-the-Art-Symposien geboten, die  von „Absetzen von Psychopharmaka“ bis „Zwangsstörungen“ den neusten Stand  der Entwicklungen in Forschung und Versorgung  vermitteln.  Trialogischer Austausch mit Betroffenen und Angehörigen sowie gesellschaftlich-künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema seelische Erkrankungen im Rahmenprogramm „Psyche und Kunst“ runden das breite und bunte Programm ab. (rd/PM)

Ausführliche Berichterstattung folgt in den EPPENDORFER-Printausgaben 1 & 2 /2023,  die Anfang Januar und Anfang März erscheinen.