Bindungstraining für Alleinerziehende

 Viele alleinerziehende Eltern leiden unter Stress und psychischen Erkrankungen. Das Programm „wir2“ soll einer gestörten Eltern-Kind-Beziehung entgegenwirken. (Foto: Pixabay) 

Die hohen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Belastungen Alleinerziehender bilden ein Risiko für die Eltern-Kind-Beziehung und damit für die seelische Entwicklung von Kindern. Ein kostenloses Bindungstraining für Alleinerziehende soll diesem Risiko nun entgegenwirken.

Der Alltag von alleinerziehenden Eltern hat es in sich: Nicht selten zerreißen sie sich zwischen Job und Nachwuchs. Etwa jedes fünfte Kind wächst hierzulande mit nur einem Elternteil auf. 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. In den 1,6 Millionen Ein-Eltern-Familien leben 2,3 Millionen Kinder. Doch Alleinerziehende leiden häufiger unter psychosomatischen Erkrankungen und haben ein dreifach erhöhtes Depressionsrisiko. Hinzu kommen hohe wirtschaftliche Belastungen, Einsamkeit und andere gesundheitliche Probleme. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) sieht dadurch sogar die Gefahr einer gestörten Eltern-Kind-Beziehung und setzt dem ein kostenloses Training entgegen.

Das Programm mit dem Titel „wir2“ basiert laut DGPM auf entwicklungspsychologischen Grundlagen und richtet sich gezielt an Alleinerziehende mit Kindern zwischen drei und zehn Jahren. Entwickelt wurde es unter Federführung von Professor Dr. Matthias Franz vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsklinik Düsseldorf. Das Training bestehe aus 20 Gruppensitzungen (einmal pro Woche 90 Minuten). Ein Schwerpunkt sei insbesondere der Umgang mit eigenen Gefühlen und mit den Signalen der Kinder. Ziel des Trainings sei es, das elterliche Selbstbewusstsein und die intuitiven Elternkompetenzen zu stärken.

Eine wissenschaftliche Evaluation habe gezeigt, dass Eltern mit besserem Wohlbefinden und gestärktem Selbstvertrauen aus dem Training hervorgehen. Auch das Wohlbefinden der Kinder habe sich nachhaltig verbessert. Das Programm könne laut DGPM auch dazu beitragen, stressbedingte Folgeerkrankungen zu vermeiden. Einige Krankenkassen und die Deutsche Rentenversicherung hätten das Programm bereits in ihr Leistungsangebot aufgenommen.

Weitere Informationen zum Bindungstraining „wir2“ unter: wir2-bindungstraining.de.