Pferde, Hunde, aber auch Lama, Esel, Meerschweinchen oder Ziege: Am Westküstenklinikum Heide findet sich im Therapie-Tiergarten für jede Krankheit bzw. Problematik der passende Vierbeiner. Dass es das Angebot am Westküstenklinikum Heide überhaupt gibt, liegt am Regionalbudget, mit dem die Klinik über Geld freier verfügen kann. Außerdem helfen Spenden. Daneben aber ist sehr viel freiwilliges Engagement im Spiel.
Sören Brodersen (Name geändert) hält das Halfter des braunen Pferdes fest und geht los: weg vom Zaun, über den mit Gras gewachsenen Platz. Das Pferd neben ihm bildet eine lebende, warme Mauer, ohne die der Mann mit einer Angststörung den Weg unter freiem Himmel nicht schaffen könnte. „Das klappt ja sehr gut heute“, lobt Christina Freytag. Seit rund 15 Jahren setzt die Leitende Psychologin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Westküstenklinikum Heide tierische Helfer bei der Therapie ein. Ob Meerschweinchen oder Lama, ob Esel oder Ziege: Im Therapie-Tiergarten auf dem Klinikgelände finden Freytag und Diotima Csipai, Leiterin des Tiergartens und Fachkraft für tiergestützte Intervention, für jede Krankheit den passenden Vierbeiner.
Für jede Krankheit der passende Vierbeiner
Begonnen hat alles mit einem Fall, in dem Freytag nicht mehr weiterwusste: Eine Patientin drohte mit Suizid und war mit Worten nicht mehr zu erreichen. „Also habe ich meinen Mann angerufen, und der hat unseren Hund Kringel unter einer Decke in die Klinik geschmuggelt“, berichtet Freytag. Dann habe sie der Patientin gesagt, sie müsse sich jetzt um das Tier kümmern. Durch die Interaktion mit dem Hund sei die Frau aus der akuten Krise herausgekommen – und als Freytag dem Klinikchef den Vorfall beichtete, war der hellauf begeistert. In den kommenden Jahren war „Dr. Kringel“ regelmäßig im Einsatz, weitere Tiere kamen hinzu. Heute tragen die Border-Collie-Hündinnen Smilla und Bella am Halsband Ausweise, die sie als Mitarbeiterinnen der Klinik ausweisen.
Die Leitende Psychologin brachte auch eigene Pferde mit
Die passionierte Reiterin Freytag brachte nicht nur Hunde, sondern auch ihre eigenen Pferde mit. Später kamen Nutztiere dazu. Jede Rasse habe Vor- und Nachteile für die Therapie, berichtet Csipai: „Ziegen sind unglaublich zielstrebig, kreativ, neugierig – das kann ich für Depression gut nutzen, weil die Patienten sie beobachten und aus ihrem Verhalten lernen können.“ Die Lamas seien eher scheu. „Da muss ich herausfinden, wie ich mich bewegen und mich nähern kann. Diese Lektion über Distanz und Nähe kann man aufs Zwischenmenschliche übertragen.“ Meerschweinchen seien durch ihre Harmlosigkeit in der Lage, nervöse und ängstliche Menschen zu beruhigen.
Esther Geißlinger
Den vollständigen Artikel und warum es bei der Tiertherapie an Qualifikation hakt sowie einen weiteren Text über Assistenzhunde lesen Sie in der kommenden Printausgabe 6/21, die am 8. November in den Druck geht. Ein kostenfreies Probeexemplar kann unter info@eppendorfer.de angefordert werden.