„Schwarzer Zucker, rotes Blut”

Die Kiewer Ärztin Anna Strishkowa. Foto: © Drop-Out Cinema/ Luigi Toscano

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar lädt die »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg am Sonntag, 26. Januar, um 11 Uhr zur Film-Matinee von „Schwarzer Zucker, rotes Blut” (2024) ins Scala-Programmkino Lüneburg ein. Für den Film recherchierte der Filmemacher Luigi Toscano die Herkunft einer Kiewer Ärztin, die einst als namenlose Waise von der Roten Armee aus einem Lager in Polen befreit wurde.

Erzählt wird die Geschichte von Anna Strishkowa aus Kyjiw. Sie ist ein Kleinkind, als sie am 4. Dezember 1943 an der Rampe von Auschwitz steht. Sie kennt weder die Namen ihrer Eltern, noch weiß sie, wo sie geboren wurde, so die Gesundheitsholding Lüneburg in ihrer Ankündigung. Und weiter: „Der Filmemacher Luigi Toscano lernt sie 2015 kennen, seither lässt ihn Annas Schicksal nicht mehr los. Die Spurensuche nach ihrer Herkunft führt den Filmemacher von Oświęcim (ehemals Auschwitz, Polen) in das weißrussische Dorf Pronino, zum ehemaligen Arbeitslager Potulice-Lebrechtsdorf (Polen), nach Kyjiw und Drohobytsch (Ukraine), bis nach Unna in Nordrhein-Westfalen (Deutschland).

Anschließende Diskussion mit Expertinnen aus der Ukraine


Da der Film an heutige Orte führt, in denen Unterdrückung, Entrechtung und seit 2022 auch Krieg herrscht, kommt Dr. Carola Rudnick (»Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg) im Anschluss an den Film über die Verbrechen damals und heute mit der Auslandskorrespondentin Anastasia Rodi (Kyjiw), mit der ukrainischen Historikerin Janna Keberlein (Hagen) und dem Kulturwissenschaftler Prof. Ulf Wuggenig (Lüneburg) ins Gespräch.

,Ich habe Hitler überlebt, dann werde ich auch die Bomben von Putin überleben’, ist eine starke Haltung der Überlebenden des Zweiten Weltkrieges. Aber es gibt Holocaustüberlebende wie Boris Romantschenko, die Opfer des jetzigen Krieges in der Ukraine wurden. Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, aber in Bezug auf Mittelosteuropa bestanden danach tief in der Geschichte verwurzelte Konfliktlinien fort, der Kalte Krieg, der Krieg in Jugoslawien und auch der aktuelle Krieg in der Ukraine sind Ausdruck davon«, betont Dr. Carola Rudnick und erklärt damit die Motivation, diesen Film zu zeigen.“

Janna Keberlein von den Universitäten Hagen und Düsseldorf sowie Ulf Wuggenig von der Leuphana Universität Lüneburg sind wissenschaftliche Expert*innen, die im Anschluss an den Film die Verbrechen von Deutschen und Russen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine und Weißrusslands skizzieren, aber auch Formen der Kollaboration zwischen Deutschen, Russen und Ukrainern im Nationalsozialismus beschreiben und historische Linien nachzeichnen, die bis in die Gegenwart führen.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

(Die Veranstaltung wird gefördert vom Deutschen Gewerkschaftsbund Region Nord-Ost-Niedersachsen und der Rosa Luxemburg Stiftung Hannover, die zugleich Kooperationspartnerin ist.)