Bundesweit plant die Regierung niedrigschwellige Beratungsangebote zu Gesundheitsthemen. Pro 80.000 Einwohner soll ein Gesundheitskiosk entstehen. Ein Angebot in Hamburg-Billstedt besteht seit 2017. Der Gesundheitsminister lobt die dortige Arbeit, die wir 2021 in einem Bericht ausführlich vorstellten.
In Deutschland sollen 1.000 Gesundheitskioske entstehen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stellte am Mittwoch beim Besuch des Gesundheitskiosks Hamburg-Billstedt eine entsprechende Gesetzesinitiative vor. Die niedrigschwelligen Beratungsangebote zu gesundheitlichen Themen sollen nach Angaben des Ministers bundesweit in sozial benachteiligten Regionen aufgebaut werden.
„Wir müssen Vorbeugung und Versorgung dorthin tragen, wo sie gebraucht werden“, sagte Lauterbach. Kommunen sollen seinen Angaben zufolge eigenständig über die Errichtung eines Gesundheitskiosks entscheiden. Entstehen sollen die Angebote insbesondere in Städten und Stadtteilen, „die durch Armut geprägt sind“. Weder Geldbeutel noch Wohnort dürften über die ärztliche Behandlung von Patientinnen und Patienten entscheiden, sagte Lauterbach. „Gesundheitskioske können dabei einen entscheidenden Unterschied machen“, so der Minister.
Gesundheitskioske sollen medizinische Behandlungen vermitteln, Behandlungen koordinieren und Menschen an die Themen Prävention und Gesundheitsförderung heranführen. Neben kompetenter Beratung sollen Patientinnen und Patienten unbürokratisch Hilfe erhalten. Auch medizinische Routinebehandlungen wie Blutdruckmessung oder Verbandswechsel sollen zum Angebot zählen.
Je nach Standort dürften sich die Angebote der Einrichtungen unterscheiden. So bietet der bundesweit erste Gesundheitskiosk seit 2017 im multikulturell geprägten Hamburger Stadtteil Billstedt Gesundheitsberatung in verschiedenen Sprachen an. Gemeinsam mit Stadtteileinrichtungen würden zudem Präventionsprojekte organisiert und in Pflegeheimen interdisziplinäre Visiten durchgeführt. „Hier werden Barrieren überwunden und es wird eine gute Medizin praktiziert“, sagte Lauterbach.
Die Finanzierung der Gesundheitskioske übernehmen weitgehend die Krankenversicherungen, die Kommunen beteiligen sich zu 20 Prozent. Aufbau und Start sollen nach Lauterbachs Worten zügig erfolgen. Die entsprechenden Eckpunkte lägen vor, die gesetzlichen Regelungen würden zeitnah folgen.
Kritik kam vom AOK-Bundesverband. Angesichts der prekären Finanzlage sei eine überwiegende Finanzierung durch gesetzliche Krankenversicherungen (GKV) „nicht machbar“, teilte Vorstandsvorsitzende Carola Reimann mit. Für die Kosten, die von der GKV zu übernehmen wären, müsste eine Refinanzierungsoption aufgezeigt werden, sagte sie. Der Rahmen des bestehenden GKV-Bündnisses für Gesundheit würde durch das angestrebte Volumen deutlich gesprengt. Unabhängig davon sollte mindestens die Hälfte der benötigten Mittel von der öffentlichen Hand aufgebracht werden, so Reimann. „Eine Beteiligung der Kommunen von 20 Prozent, wie in den Eckpunkten vorgesehen, reicht nicht aus.“
epd