Zuhause im Chaos

Szene aus der Dokumentation „37°: Zuhause im Chaos – Messies räumen auf". Foto: ZDF/Daniela Hoyer.

Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland haben das sogenannte Messie-Syndrom. Ohne professionelle Hilfe gelingt es ihnen kaum, sich vom zwanghaften Horten und Sammeln zu befreien. Der Film „37°: Zuhause im Chaos – Messies räumen auf” begleitet drei Menschen mit Messie-Syndrom in ihrem von Einsamkeit und Scham geprägten Leben. Was fühlen Menschen, die sich nicht von Gegenständen trennen können? Was steckt hinter dieser Ordnungsstörung, und wie können Betroffene ihr entkommen?

Eleonore steht mitten im Leben: Die Diplom-Betriebswirtin arbeitet als Verwaltungsangestellte und managt ihren Alltag als alleinerziehende Mutter eines 16-jährigen Sohnes. Doch in ihrem Haus schafft sie es nicht, Ordnung zu halten. Niemand ahnt, dass Eleonore ein Messie ist. Besucher lässt sie aus Scham nicht in ihre Wohnung. „Ich fühle mich als Außenseiterin. Man gehört nicht dazu, weil man eine andere Logik hat, ein anderes Handeln und Denken”, erzählt Eleonore.

Um ihres Sohnes willen möchte sie ihre Ordnungsstörung endlich in den Griff bekommen. „Durch meinen Perfektionismus schaffe ich es oft nicht, aufzuräumen. Denn wenn ich etwas mache, dann will ich es perfekt machen. Und dann fühlt sich sogar ein kleiner Stapel Papier wie der Himalaja an”, erzählt Eleonore. Wegen dieser Verhaltensstörung ging sogar ihre Ehe in die Brüche. Seit einem Jahr geht sie nun zu einer Einzel- und Gruppentherapie im Messie-Kompetenzzentrum Stuttgart. Ihre Therapeutin Veronika Schröter, eine Heilpraktikerin für Psychotherapie, beschäftigt sich seit 17 Jahren mit dem Messie-Syndrom und kennt viele Betroffene. Die Therapeutin kämpft darum, dass die Störung als eigenständige Krankheit anerkannt wird. 

Marie, 80 Jahre alt, lebt allein in ihrer mit Büchern und Kleidungsstücken vollgestopften Wohnung. Die ehemalige Bibliothekarin verfügt über eine ausgezeichnete Allgemeinbildung und ist noch immer wissbegierig. Bücher bedeuten ihr alles. Im Krieg aufgewachsen und als Flüchtling lange heimatlos, fehlten ihr Freundschaften und Geborgenheit. Als Ersatz begann sie zu sammeln und zu horten.

Einmal in der Woche bekommt die alte Dame nun Besuch von Wedigo von Wedel vom „H-Team” e.V. Er will Menschen mit Messie-Syndrom beim „Aufräumen ihres Lebens” helfen. Der Sozialarbeiter unterstützt Betroffene dabei, sich von geliebten Dingen behutsam zu trennen: “Häufig wird das Messie-Syndrom ausgelöst durch ein Kindheitstrauma, einen zu rigiden Erziehungsstil oder mangelnde Fürsorge”, so von Wedel.

Peter, 48 Jahre alt, lebt ebenfalls allein. Der Münchner ist ein vielseitig interessierter Mensch, tanzt gern, wandert in den Bergen. Peter hat ein Luftfahrttechnik-Studium abgebrochen und arbeitet als Wasserinstallateur. Im Beruf funktioniert er perfekt, so wie viele Messies. Seine Kunden schätzen ihn für seine strukturierte und präzise Arbeit. Doch bei sich zu Hause versinkt er im Chaos.

„Ein Messie-Helfer hat mir mal gesagt, ich hätte eine Raustrage-Hemmung. Da mich sowieso niemand besuchen kommt, blende ich den Zustand aus”, erzählt Peter. Bis vor einigen Jahren hat ihm seine Mutter beim Aufräumen geholfen. Aber nach einiger Zeit kam es immer wieder zu einem Jo-Jo-Effekt, wie es bei Messies häufig der Fall ist. Die Wohnung füllte sich wieder. Peters Mutter gab schließlich auf. Jetzt will Peter einen weiteren Versuch starten, Ordnung in sein Leben zu bekommen.

Der Film zeigt, wie das Leben der Messies von einem niemals endenden Auf und Ab geprägt ist. Er versucht zu ergründen, warum sich das Syndrom entwickelt, und zeigt Wege, wie Betroffene Hilfe im Umgang damit bekommen. (Quelle: Pressemitteilung ZDF)

Sendetermin: Dienstag, 03. September 2019, 22:15 Uhr