„Weiterbildung
finanzieren!”

500 Menschen demonstrierten für eine Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Foto: DPtV Deutsche PsychotherapeutenVereinigung

Ein breites Bündnis aus Psychotherapie-Studierenden, Kammern, Verbänden, Ausbildungsstätten, Universitäten und weiteren Interessengruppen forderte heute vor dem Deutschen Bundestag die Finanzierung der Psychotherapie-Weiterbildung. Die Abgeordneten Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), Dirk Heidenblut (SPD), Nezahat Baradari (SPD), Alexander Föhr (CDU) und Kathrin Vogler (Die Linke) unterstützten die Demonstration, die von der Psychologie-Fachschaften-Konferenz (PsyFaKo) organisiert wurde. Der Hintergrund: Absolventen der neuen Psychotherapie-Studiengänge benötigen eine fünfjährige Weiterbildung, um Fachpsychotherapeuten zu werden. Doch die Finanzierung fehlt.

Barbara Lubisch, stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV), erklärte: „Mehr als 2000 Praxen würden gerne Weiterbildung anbieten. Aber keine einzige hat bisher einen Psychotherapeuten in Weiterbildung eingestellt. Warum? Weil gesetzliche Regelungen fehlen. Wir brauchen eine Änderung der Zulassungsverordnung, damit die Weiterbildungs-Therapieleistungen überhaupt in Praxen erbracht werden können. “

Elisabeth Dallüge, Sprecherin der ver. di Bundesfachkommission PP/KJP, schilderte die Situation im stationären Bereich: „Ich bekomme in meiner Klinik Bewerbungen von verzweifelten Studierenden, die nicht wissen, wie sie ihre Weiterbildung beginnen sollen – es gibt einfach keine Weiterbildungsstätten. Unsere Kliniken können keine Weiterbildungsstätte werden, weil die Finanzierung fehlt. “

Felix Kiunke, Mitglied der PsyFaKo, warnte: „Die Vorschläge liegen auf dem Tisch, aber uns rennt die Zeit davon. Die ersten Jahrgänge im neuen System sind nun fertig und stehen vor einer ungewissen Zukunft. Schon ab nächstem Jahr werden es bis zu 2.500 Absolventen jährlich sein. Herr Lauterbach, handeln Sie jetzt: Wir brauchen noch diesen Sommer eine Finanzierungsregelung im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG). “

Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), kritisierte: „Die Weiterbildung gibt es nicht zum Nulltarif. Mit dem Kabinettsentwurf eines Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) hat die Bundesregierung jetzt erstmals das Problem anerkannt: Die Zukunft des psychotherapeutischen Nachwuchses muss gesichert werden. Das ist gut, aber auch überfällig. Doch greift der Gesetzentwurf viel zu kurz. “

Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier, Lehrstuhlinhaberin der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Universität Greifswald, ergänzte: „Viele Studierende verzögern ihre Abschlussprüfung – in der Hoffnung, dass es bald mehr Sicherheit gibt. Durch Gespräche weiß ich, wie psychisch belastet die Studierenden durch diese ungewisse Situation sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie auch das Studium Corona-bedingt unter schweren Bedingungen beginnen und durchführen mussten. “

(rd)