In Berlin rauchen die Köpfe – und ein Thema bei den Sondierungsgesprächen über eine mögliche Rot-Grün-Gelb-Koalition ist Cannabis. Dass eine gewisse Legalisierung im Fall einer Ampel-Koalition kommt, scheint inzwischen sehr wahrscheinlich. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich aktuell grundsätzlich positiv geäußert. Doch je mehr eine Legalisierung greifbar zu werden scheint, desto lauter werden auch die Warner. So aktuell die Polizeigewerkschaften. Es ergebe keinen Sinn, neben dem legalen, aber gefährlichen Alkohol „die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu öffnen“, sagte etwa der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Auch Karl Lauterbach hatte eine Legalisierung jahrelang abgelehnt. Jetzt sprach er sich für einen Passus zur legalen und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene in einem Koalitionsvertrag aus. Als Grund nannte er der „Rheinischen Post”: Immer häufiger werde dem illegal verkauften Straßencannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lasse. Damit würden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben. Dieses Phänomen sei neu und verändere die Lage. Mit einer Legalisierung von Cannabis ließe sich dem Handel mit verunreinigtem Haschisch ein Riegel vorschieben.
Modellprojekte oder Ladenverkauf?
Der SPD schwebt eine “regulierte Abgabe” an Erwachsene zunächst in Modellprojekten vor, die von Präventions- und Beratungsangeboten begleitet werden. FDP und Grüne sprechen von Legalisierung und „Verkauf in lizensierten Fachgeschäften“.
Die Polizeigewerkschaften hingegen verweisen darauf, dass gerade bei Jugendlichen der Konsum zu Gesundheitsproblemen und sozialen Konflikten führen könne. Auch könne eine Legalisierung der Droge den Schwarzmarkthandel nicht beseitigen, lautet die Überzeugung der Ordnungshüter.
Warnung vor „Bekifften” im Straßenverkehr
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, befürchtet zudem fatale Folge für den Straßenverkehr, wie er gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung” erklärte: „Wenn demnächst auch noch Bekiffte am Straßenverkehr teilnehmen, bekommen wir ein Problem.“ Schon jetzt komme es wegen Cannabis-Konsums immer wieder zu Unfällen mit unschuldigen Verletzten. Die Kontrolle durch die Polizei sei völlig unzureichend. (rd)
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