Viel Dampf um
E-Zigaretten

Wirklich unschädlicher als Papierzigaretten und ein Ausweg aus der Sucht? Darüber streiten die Experten ... Foto: Dirk Kruse / www.pixelio.de

Fluch oder auch Segen? Im Fall von E-Zigaretten ist dies heiß umstritten. Während die einen auf die Bedeutung von Risikominimierung verweisen, wenn Qualmer von Papierzigaretten auf Verdampfer umsteigen, warnen die anderen insbesondere vor Gefahren für Jugendliche. Hintergrund: in den USA soll die E-Zigarette namens Juul mit extrem hohem Nikotingehalt wesentlich zu einem Anstieg der Zahl junger Nikotinabhängiger beigetragen haben. In einer englischen Studie wurde untersucht, inwieweit E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung beitragen können – dabei kommen die E-Zigaretten gut weg. Ärzte warnen trotzdem. 

E-Zigaretten erleben derzeit einen Boom. In den letzten sieben Jahren ist der Umsatz mit E-Zigaretten allein in Deutschland von fünf auf 600 Millionen Euro angestiegen. 

Eine englische Studie, die kürzlich im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde,  prüfte nun, ob die E-Zigarette als Methode der Raucherentwöhnung wirklich geeignet und wie vielversprechend sie ist.  Das Ergebnis: Langjährigen Raucherinnen und Raucher gelang der Ausstieg über die E-Zigarette doppelt so häufig wie mit Nikotinersatzstoffen (z.B. Pflaster, Kaugummi, Lutschtabletten, medikamentöse Therapie etc.). 

In der Studie wurden 886 im Durchschnitt 41 Jahre alte Raucher in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt eine E-Zigarette, die zweite Gruppe wurde mit anderen Nikotinersatzpräparaten ausgestattet. Alle Teilnehmer wurden zudem ermutigt, an einer regelmäßigen Verhaltenstherapie teilzunehmen. Nach 12 Monaten waren 18 Prozent der E-Zigaretten-Raucher*innen tabakabstinent. Diejenigen, die mit Ersatzpräparaten den Ausstieg erreichen wollten, zeigten diese Abstinenz nur zu 9,9 Prozent.

Dennoch seien die Ergebnisse der Studie mit Vorsicht zu genießen, warnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) in einer Pressemitteilung: „Bei der Bewertung der Ergebnisse darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Mehrzahl der Probandinnen und Probanden der E-Zigaretten-Gruppe langfristig nicht auf das Rauchen verzichtete, sondern 80 Prozent der E-Zigarette treu blieben. Die meisten Patientinnen und Patienten sind also auf die E-Zigarette umgestiegen, ein wirklicher Ausstieg bzw. eine vollständige Abstinenz erfolgte nicht“, erklärt Prof. Dr. Rainer Hambrecht, Vorsitzender der DGK-Projektgruppe Prävention.

Die Gesellschaft bezeichnete es zudem als bedenklich, dass bislang keine fundierten Ergebnisse über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten vorliegen, es allerdings erste beunruhigende Hinweise auf ernste Spätschäden durch E-Zigaretten  gebe.  So zeigte eine US-amerikanische Studie, dass der Konsum von nikotinhaltigen Liquids der E-Zigaretten Auswirkungen auf die Bonchialepithelzellen habe, wie sie sonst nur bei von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) Betroffenen beobachtet würden. Anfang des Jahres habe bereits die American Heart Association in einer Pressemitteilung davor gewarnt, dass der Konsum von E-Zigaretten mit einer deutlich erhöhten Rate von Schlaganfällen und Herzerkrankungen einhergehe.

Ausgiebig diskutiert wird die Bedeutung von E-Zigaretten für die Rauchentwöhnung und -reduktion bei einer Fachveranstaltung des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences.  Zu den Referenten zählen neben dem Veranstalter Prof. Heino Stöver auch Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum, Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung sowie Dr. Leonie Brose vom UK Centre for Smoking und Alkohol Studies, die über die Situation in England sprechen wird. Auch die Bedeutung von Juul für den Deutschen Markt wird thematisiert.

Literatur:

1. Hajek P et al. A Randomized Trial of E-Cigarettes versus Nicotine-Replacement Therapy. N Engl J Med 2019;380:629-637.
2. Garcia-Arcos I et al. Chronic electronic cigarette exposure in mice induces features of COPD in a nicotine-dependent manner. Thorax 2016;71:1119-1129.
3. Ghosh A et al. Chronic E-Cigarette Exposure Alters the Human Bronchial Epithelial Proteome. Am J Respir Crit Care Med 2018;198:67-76.
4. https://newsroom.heart.org/news/e-cigarettes-linked-to-higher-risk-of-stroke-hea…
5. Walley SC et al. A Public Health Crisis: Electronic Cigarettes, Vape, and JUUL. Pediatrics 2019;143:e20182741.

Programm der Sucht-Fachtagung: 

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