Therapie unter Segeln

Herausforderungen annehmen, sich als Team zusammenraufen und sich gegenseitig unterstützen: Die Segeltörns unterstützen die Therapie seelisch erkrankter Jugendlicher. Fotos: Regio Kliniken

Segel hissen und gemeinsam raus aufs Meer: Der sommerliche Törn auf einem alten Segelschiff ist für junge Patientinnen und Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik(KJPP) der Regio Kliniken in Elmshorn Teil der Behandlung.  Die Erlebnistherapie ist aber auf Spenden angewiesen …

Einmal im Jahr segeln Patientinnen, Patienten sowie sechs bis sieben Mitglieder des Teams der KJPP- Jugendstation auf einem alten Traditionssegler fünf Tage lang auf der südlichen dänischen Ostsee. Das Schiff bietet Platz für 18 Mitsegler und Mitseglerinnen. Die Crew besteht aus dem Schiffseigner und einem Matrosen oder einer Matrosin. Unter Anleitung der Skipper legen beim Segeln selbst alle Hand an.  

Für die therapeutische Arbeit seien diese Törns von hohem Wert, so Dr. Andreas Jakob, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und   Leitender Oberarzt der KJPP: „Die Segelreise hat in der Regel die Wirkung, dass die Glaubwürdigkeit und die therapeutische Arbeit im weiteren Verlauf mit den Familien viel einfacher und intensiver sind. Insbesondere die anfängliche Beziehungsunsicherheit und das kritische Hinterfragen der Jugendlichen den Erwachsenen gegenüber verwandelt sich eher in ein Vertrauen, dass das Team die Jugendlichen in ihrem Werdegang unterstützen will.“

„Eine Atmosphäre von Empowerment”

Aber auch der Sprung vom Boot ins kalte Wasser und die Erlangung eines Schwimmabzeichens vorab, förderten das Selbstbewusstsein. Oft schaffen es die Jugendlichen, in der engen Gemeinschaft Herausforderungen zu bewältigen, die sie sich vorher nicht zugetraut hätten. Es herrsche eine Atmosphäre von Empowerment, und es werde immer wieder geübt, sich gegenseitig positive Rückmeldungen zu geben, wertschätzend miteinander umzugehen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Dabei sei ein therapeutischer Törn alles andere als eine Vergnügungsreise. „Im Gegensatz zum Alltag auf Station, in dem man immer wieder auseinandergeht, wechselnde Mitarbeiter um sich hat und Auszeiten nehmen kann, sind wir auf dem Schiff fast fünf Tage lang auf engstem Raum zusammen“, erläutert der Oberarzt. Das funktioniere nur, weil alle sich aufeinander einließen und Herausforderungen direkt miteinander besprächen. „Man muss sich auch als Mensch zur Verfügung stellen, nahbar sein und immer zu einer Auseinandersetzung bereit“, sagt Dr. Jakob. „Man hat in dieser Woche nie Feierabend und ist durchgängig für die Kinder da, bietet Beziehung, ist Vorbild, Gesprächspartner und Konflikthelfer.“

Möglich wird die alljährliche Reise allerdings nur durch Spenden. „Die Pflegesätze der Krankenkassen decken diese Kosten nicht“, sagt Anna Vetter, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Chefärztin der KJPP. „Umso mehr freuen wir uns über die Unterstützung durch unsere Partner und würden uns wünschen, dass wir weitere Sponsoren für diesen hochwirksamen therapeutischen Ansatz gewinnen können.“  

Zu den Partnern der KJPP zählten in den vergangenen Jahren neben dem Förderverein der KJPP e. V. beispielsweise der Lions Club Norderstedt sowie mehrere Firmen. Auch fast alle Mitarbeiter sowie Eltern leisteten Spenden bzw. Mitgliedbeiträge an den Förderverein, um ihren PatientInnen erlebnistherapeutische Erfahrungen zu ermöglichen.   (rd/PM Regio-Kliniken GmbH)