Therapeuten verzweifelt gesucht

Hohe Nachfrage: Immer mehr Menschen befinden sich in psychotherapeutischer Behandlung. Foto: ZDF/Florian Kössel

Immer mehr Menschen suchen Hilfe aufgrund psychischer Probleme. Doch oft müssen sie lange auf einen Therapieplatz warten. Schon vor Corona lag die Wartezeit bei 20 Wochen. Anfang 2021 sollen die Anfragen laut der Deutschen Psychotherapeutischen Vereinigung um 40 Prozent gestiegen sein. “ZDFzoom” geht der Frage nach, warum Patienten so lange auf eine Therapie warten müssen. Der Film “Psyche in Not – Das lange Warten auf Therapie” von Franziska Wielandt ist noch bis 2023 in der ZDFmediathek zu sehen.

Psychische Störungen sind verbreitet: Jedes Jahr sind rund 28 Prozent der Erwachsenen betroffen. Am häufigsten sind Angststörungen, Depressionen und Erkrankungen durch Alkohol- und Medikamentenkonsum. In Deutschland sind psychische Erkrankungen zweithäufigster Grund für Arbeitsfehltage. Und sie verursachten 2019 volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von 14,4 Milliarden Euro. Mit knapp 42 Prozent waren sie 2019 Hauptgrund für Erwerbsminderungsrenten.

Rund 30 Psychotherapeuten abtelefoniert – vergeblich …

Trotzdem gibt es seit Jahren lange Wartezeiten auf eine kassenfinanzierte Psychotherapie. 2017 ist mit einer Reform der Psychotherapie-Richtlinie unter anderem festgelegt worden, dass Psychotherapeuten Sprechstunden sowie Akutbehandlungen anbieten müssen, um den Zugang zu Hilfsangeboten für Betroffene zu verbessern. Doch nach den Sprechstunden können viele Psychotherapeuten keinen Therapieplatz anbieten, so die Auskunft der Bundespsychotherapeutenkammer. Für Patienten beginnt dann nicht selten eine lange und kräftezehrende Suche. Genau das hat Sarah (Name von der Redaktion geändert) erlebt: Nach einem Unfall erkrankte sie an einer Angststörung. Die Angst überfällt sie in alltäglichen Situationen, sie wird häufiger krankgeschrieben. Rund 30 Psychotherapeuten mit Kassensitz hat sie abtelefoniert, wie sie sagt, aber niemand hatte einen Therapieplatz frei. Wartezeit: sechs bis zwölf Monate.

Über die Anzahl und räumliche Verteilung von Vertragsärzten und Psychotherapeuten entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). In ihm sitzen sich unter anderem Ärzte und Krankenkassen gegenüber. 2018 wurde der Bedarf an Ärzten und Psychotherapeuten in einem vom G-BA beauftragten Gutachten ermittelt. Die Empfehlung: Bis zu 2400 zusätzliche Kassensitze für Psychotherapeuten. Ein Jahr später entstanden aber nur 776 neue Kassensitze. “ZDFzoom”-Autorin Franziska Wielandt hat bei Verantwortlichen nachgefragt, wieso das so ist, und mit Betroffenen gesprochen, die lange auf einen Therapieplatz warten mussten. (Quelle: PM ZDF)