Schnupfen, Kopfweh, ernste Erkrankung – statistisch gesehen nimmt jeder Deutsche täglich 1,5 Medikamente ein. Gefährlich wird es, wenn aus Gewohnheit Missbrauch oder Abhängigkeit resultieren. „ZDFzoom” berichtete am 29. Mai über „Nebenwirkung Abhängigkeit – Wenn Medikamente süchtig machen”. Die Sendung ist noch bis Ende Mai 2020 in der Mediathek zu sehen. Verschiedene Informationen zum Thema hat der Sender hier gebündelt.
Selbst freiverkäufliche Medikamente können bei ständigem Konsum lebensgefährliche Nebenwirkungen haben. Ibuprofen, einer der meist verkauften Wirkstoffe gegen Schmerzen, wird in Studien mit Herzinfarkten, Schlaganfällen und Nierenschäden in Verbindung gebracht, so das ZDF in seiner Ankündigung.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. schätzt, dass fast jeder zehnte Bundesbürger Arzneien unter anderem zur Leistungssteigerung oder Stimmungsaufhellung nimmt. Hinzu kämen fast zwei Millionen Deutsche, die von Medikamenten abhängig sind. Damit liegt die Medikamentenabhängigkeit in Deutschland auf Platz 2 der Süchte. Nur Rauchen ist weiter verbreitet. „ZDFzoom” will wissen: Wer ist verantwortlich für Missbrauch und Abhängigkeit? Und warum wird so wenig dagegen unternommen?
Vier bis fünf Prozent der verschreibungspflichtigen Arzneien machen bei dauerhaftem Konsum abhängig, heißt es. Ärzte sind rechtlich dazu verpflichtet, Patienten über diese gefährliche Nebenwirkung aufzuklären. Doch allzu würden Mediziner ihre Patienten mit einem neuen Rezept nach Hause schicken, ohne sie überhaupt gesprochen zu haben, monieren Kritiker.
Experten sagen: Weite Teile der Pharmaindustrie hätten kein Interesse daran, das Abhängigkeitspotential ihrer Produkte einzudämmen. Der dauerhafte Konsum bedeute dauerhaft Kunden und damit eine sichere Einnahmequelle. Da die Erforschung von Medikamenten in Deutschland zu einem großen Teil privatwirtschaftlich finanziert werde, gebe es kaum Interesse, Arzneien zu erforschen, die nicht abhängig machen.
Die „ZDFzoom”-Reporter Simone Brannahl und Philipp Rückriem treffen Medikamentenabhängige und sprechen mit Experten und Insidern der Pharmaindustrie, die erklären, wer von der Sucht profitiert. Außerdem werden Politiker zu Strategien gegen Medikamentenmissbrauch und -Abhängigkeit befragt. (Quelle: ZDF-Pressemitteilung)