Psychiatriepolitik
in der Kritik

Organisatorin Sonja Steinbach vom Paritätischen Landesverband (l.) und Thomas Bartels von der trialogischen Gruppe in Kiel führten in die Veranstaltung ein. Ziel: Themen und Forderungen zu sammeln, die ins Ministerium getragen werden sollen. Foto: Geißlinger

Es rumort in Schleswig-Holsteins Psychiatrieszene: Erfahrene, Angehörige und Profis kritisieren die Landespolitik und das Sozial- und Gesundheitsministerium. Dort passiere zu wenig, um die psychiatrische Versorgung im Flächenland weiterzuentwickeln. Statt eines landesweiten Psychiatrieplans gibt es einen Versorgungs-Flickenteppich. Das Ministerium verweist darauf, dass seit einigen Jahren die Kommunen für die Belange von Menschen mit Behinderungen zuständig sind. Den Kritikern reicht das nicht – die Psychiatrieerfahrenen wollen ihre Anliegen auf die Landesebene bringen.

Der Saal war voll beim Landestreffen der Psychoseseminare. In fast allen Teilen Schleswig-Holsteins kommen Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Profis regelmäßig zum Trialog zusammen, einmal im Jahr findet ihr Landestreffen in Kiel statt. Diesmal steht es unter einem Motto: „Sagen, was uns wichtig ist“, wie Thomas Bartels, unter anderem beim „Kieler Fenster“ aktiv, zusammenfasste. Bei einem Fachtag im Dezember wollen die Psychiatrieerfahrenen ihre Forderungen im Sozialministerium vorstellen.

Die Themen, die in mehreren Arbeitsgruppen gesammelt und gewertet wurden, passten kaum auf die Stellwände, die Organisatorin Sonja Steinhoff vom Paritätischen Landesverband mitgebracht hatte. Die Trialog-Teilnehmer wiesen auf zahlreiche Versorgungslücken und Probleme hin: Es gebe zu wenig Hilfe für Kinder psychisch kranker Eltern und Traumatisierte, kaum kultursensible und fremdsprachige Angebote, zu wenig Öffentlichkeitsarbeit, um über psychische Krankheiten aufzuklären und damit Vorurteile abzubauen.

Als Adressaten dieser und weiterer Forderungen sah die Runde das Land und damit das Sozialministerium, das von Heiner Garg (FDP) geleitet wird. Dort sollten eigentlich die Fäden für eine gute Versorgung zusammenlaufen und die Weichen für Teilhabe gestellt werden – oder? Ministeriumssprecherin Susann Wilken verweist auf Anfrage u.a. auf die so genannte Kommunalisierung: Zwar zahlt das Land für Eingliederungshilfen und Hilfsangebote, aber entschieden wird auf kommunaler Ebene.

Doch: Auch Dirk Mitzloff, Stellvertreter des Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Ulrich Hase, kritisiert das Land: Das Sozialministerium behandle den ganzen Bereich Psychiatrie „stiefmütterlich“. Derzeit gebe es im Ministerium nicht einmal einen Zuständigen für das Thema, der bisherige wurde gerade an andere Stelle versetzt.    Esther Geißlinger

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der nächsten Printausgabe des EPPENDORFER, die am 5. Juli gedruckt wird.