Wie ist es, mit Schizophrenie zu leben und was muss sich ändern, damit Betroffenen nach oder mit Krisen in die Gesellschaft zurückfinden? Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt einer NDR-Reportage aus der Reihe „45 Min“ mit dem Titel „Schizophrenie – Meine unheimliche Begleiterin“. Simone Horst und Kira Gantner begleiten drei Menschen mit Schizophrenie und zeigen, dass ein selbstbestimmtes Leben möglich sein kann. Prof. Arno Deister liefert den psychiatrischen Hintergrund, und die Grünen-Gesundheitspolitikerin Dr. Kirsten Kappert-Gonther spricht darüber, wie sich das Gesundheitssystem ändern müsste, um vor allem schwerer Erkrankte besser zu unterstützen.
Melanie wurde eines Tages in der Stadt von der Polizei aufgegriffen. Passanten hatten die Rettungskräfte gerufen, weil Melanie herum geschrien und für die umstehenden Leute wirre Geschichten erzählt hatte.Doch in Melanies Kopf fand das Gegenteil statt. “Ich dachte, ich habe jetzt die Geheimnisse der Menschheit gelöst. Ich habe mich super gefühlt”, sagt die 36-Jährige. Aber: “Wenn der Krankenwagen kommt, die Polizei kommt und man dann im Bett fixiert liegt, kriegt man mit, dass etwas nicht stimmt.” Melanie hatte an diesem Tag eine Psychose.
Wie ist es mit Schizophrenie zu leben?
Melanie ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und hatte einen guten Job. Die Diagnose Schizophrenie war ein Schock. Wie geht das Leben jetzt weiter? Der Film zeigt, mit welchen Herausforderungen und Vorurteilen Betroffene kämpfen müssen und wie sie es trotzdem schaffen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Einer dieser Menschen ist Sophie. Als sie vor einigen Jahren die Diagnose Schizophrenie bekam, wurde ihr zur Frühverrentung geraten. Doch das kam für sie nicht infrage. “Ich glaube schon, dass Menschen mit psychischen Problemen und gerade auch mit Schizophrenie sehr oft abgestempelt werden: ‘Du kannst nichts, du bist nichts.'” Sophie lässt sich nicht entmutigen. Mittlerweile arbeitet sie als Volontärin für eine Regionalzeitung.
Familien bekommt oft keine ambulante Betreuung
Die Diagnose Schizophrenie ist nicht nur für die Betroffenen eine Herausforderung, sondern auch für die Angehörigen. Elkes Sohn zeigte schon als Kind erste Symptome der Krankheit. In seiner Jugend verschlechtert sich sein Zustand. Immer wieder wird er in Kliniken eingewiesen. Doch es passiert, was leider sehr vielen mit der Diagnose Schizophrenie passiert: Es gibt nur wenige Angebote zur weiteren ambulanten Behandlung. Nach dem kurzfristigen Psychiatrieaufenthalt sind die Betroffenen und ihre Familien häufig auf sich allein gestellt. Es kommt zu Rückschlägen und nach kurzer Zeit zur erneuten Einweisung in die Klinik. (rd/PM)