Die Kinderrechtsorganisation Save the Children fordert mehr Maßnahmen, um die psychische Widerstandsfähigkeit von geflüchteten Mädchen und jungen Frauen zu stärken. Kaum eine Gruppe mit Fluchterfahrung sei so verletzlich. Ihre psychosoziale Entwicklung sei durch traumatische Erlebnisse besonders gefährdet. Eine Stärkung von innen heraus trage am Ende zum Wohl der ganzen Gesellschaft bei, erklärte Save the Children Deutschland in Berlin.
Die Hilfsorganisation hatte die Berliner Charité beauftragt, für eine bundesweit erste Studie zu jungen Frauen mit Fluchterfahrung insgesamt 83 Mädchen und Frauen in Flüchtlingseinrichtungen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zu ihren Erlebnissen und zu ihrem Leben in Deutschland zu befragen. Die Studie zeige, „dass auch in Deutschland entsprechende Schutzstrukturen zur Erholung und Aufarbeitung von Belastungssituationen fehlen. Viele der Mädchen leben isoliert und haben wenig Zugang zu unterstützenden Angeboten und sozialer Teilhabe”, teilte die Charité-Pressestelle mit.
Mütter und Kinder auf der Flucht seien viel Leid ausgesetzt, sagte Meryam Schouler-Ocak, Professorin für Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité. Im Vergleich zu Männern durchlebten sie deutlich mehr schwerwiegende Situationen, trügen häufig Verantwortung für mitreisende Kinder und seien durch ein traditionelles Rollenverständnis eingeschränkt. „Mütter und Kinder auf der Flucht sind unglaublichem Leid ausgesetzt. Zwangsprostitution, Hunger und Tod naher Verwandter müssen aufgearbeitet werden, damit eine Traumafolgestörung verhindert werden und die Integration gelingen kann”, so die Professorin.
Kreativität, soziale Einbindung, Selbstwertgefühl und das Erleben von Selbstwirksamkeit verbessern der Studie zufolge die Chancen, belastende Erlebnisse zu verarbeiten. Bei der Befragung hätten die Betroffenen selbst kreative, musische, handwerkliche und naturpädagogisch ausgerichtete Angebote und nonverbale Kommunikation als unterstützend genannt.
Der Studie zufolge lag der Anteil von Frauen und Mädchen unter allen nach Deutschland Geflüchteten 2015 bei 30,8 Prozent, 2016 bei 34,3 Prozent, 2017 bei 39,5 Prozent und im vergangenen Jahr bereits bei 43,3 Prozent. Die Hälfte der geflüchteten Kinder sind Mädchen. (epd/rd)