Onlinespiele gegen
Spielsucht

Dr. Tobias Bayer erklärte, wie man spielerisch gegen Spielsucht vorgehen kann. Foto: Göttsche

Das Internet birgt auch für Suchtprävention und Suchthilfe neue Herausforderungen und Perspektiven. Die 24. Hamburger Suchttherapietage in Hamburg hatten sich der Fragestellung „Suchttherapie und -prävention: Alles nur noch ,online‘?“ verschrieben.  Dr. Tobias Hayer stellte zum Beispiel dar, wie wirkungsvoll spielerisch gegen Spielsucht vorgegangen  werden kann. 

Rund eine halbe Million Menschen in Deutschland hat Glücksspiel-Probleme. Entsprechende Online-Angebote, obgleich hierzulande illegal, erhöhen die Suchtgefahr – geschlechterübergreifend: Ehedem als Frau allein in einer Spielhalle? Eigentlich undenkbar. „Online-Angebote haben diese Schwelle sinken lassen“, sagt Dr. Tobias Hayer (Uni Bremen, einer der renommiertesten deutschen Forscher zur Glücksspielsucht).

Doch wo Gefahr droht, wächst bekanntlich das Rettende auch (Hölderlin). Betroffene und Angehörige können sich Hilfe holten, ebenfalls online. In seinem Vortrag lotete Dr. Hayer „Chancen und Grenzen internetgestützter Angebote für Prävention und Spielerschutz im Glücksspielbereich“ aus und stellte aus seiner Sicht vorbildliche Angebote zu Früherkennung und -intervention vor.

„Absolut zu empfehlen“ sei spielfieber.net. Die Seite bietet unter anderem das evaluierte Onlinespiel „Spielfieber 2.0“ – hier wird ein Glücksspiel simuliert. Die Webseite ist responiv gestaltet, ihr Erscheinungsbild passt sich dem Format des jeweiligen Endgerätes an, kann also sowohl am PC, am Tablet oder via Smartphone bespielt werden. „Spielfieber 2.0 sensibilisiert den Nutzer für die Glücksspielgefahren“, so Dr. Hayer. Für die Prävention sei es höchst geeignet. Die von der Münchener Aktion Jugendschutz konzipierte Seite ist für Jugendliche und für die Arbeit mit Jugendlichen gedacht. Sie will nicht Glücksspielsüchtige, sondern Risikogruppen ansprechen.

Ebenfalls von Dr. Hayer empfohlen: kidkit.de, ein gemeinsames Projekt der Drogenhilfe Köln und dem Kölner Verein Koala. Die Online-Plattform richtet ihr Angebot selektiver Prävention vor allem an Kinder suchtkranker und psychisch kranker Eltern. Auf der Website werden neben Information und Psychoedukation auch Online-Beratung sowie stundenweise ein Gruppen-Chat angeboten.

Die Webseite www.bundesweit-gegen-sucht.de. erleichtert die Suche erleichtert Spielern und Angehörigen die Suche nach spezialisierte Beratungs- und Behandlungsangeboten im gesamten Bundesgebiet: Durch einen Klick auf das jeweilige Bundesland wird der Nutzer auf die zuständige Landes-Homepage umgeleitet.

Informationen und aktuelle Erkenntnisse zum Thema stehen im Mittelpunkt der von der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern verantworteten Seite verspiel-nicht-dein-leben.de. „Denn nur wer gut informiert ist, kann entscheiden, welche Form der Unterhaltung die geeignetste ist. Gerade bei Glücksspielen sollte jeder Mensch überlegen, weshalb er spielt und wissen, wie eine Glücksspielsucht entstehen kann“, so die Betreiber. Die Seite berät mehrsprachig und bietet darüber hinaus Hilfen für Betroffene an.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung will mit check-dein-spiel.de helfen, problematisches Spielverhalten rechtzeitig zu erkennen. Das Portal bietet einen Selbsttest und Online-Beratungsprogramme sowie Telefonberatung in verschiedenen Sprachen an. „Außerdem sind die Angebote für Angehörige auf dieser Seite sehr hilfreich“, so Dr. Hayer.  (M. Göttsche)

 

Weitere Berichte von den Therapietagen sowie rund um den Schwerpunkt „Digitalisierung” lesen Sie in der aktuellen Printausgabe 4/2019.