Wie sieht der Wahnsinn aus? Wie ist er zu verstehen? Sieben internationale Künstlerinnen und Künstler haben sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse zeigt die Ausstellung „MADNESS“, die am 13. Oktober in der Galerie im Park eröffnet wurde und dort bis zum 16. Februar 2020 zu sehen ist.
„Mal feinfühlig und subtil, mal krass und direkt kreisen die Bilder, Fotografien und Installationen um extreme innere seelische Zustände”, heißt es in der Ankündigung der Kulturambulanz. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Arbeiten des italienischen Künstlers Christian Fogarolli. Sie seien inspiriert von dem mittelalterlichen Glauben, dass Geistesstörungen auf die Bildung eines kleinen Steins im Gehirn herrühren. Seine Besuche in aufgelösten Irrenanstalten haben ihn zudem mit den Ideen der italienischen Antipsychiatrie der 1980er Jahre konfrontiert, die ebenfalls Eingang in seine Kunst fanden.
„Unser Anliegen ist es, die Kunst in den historischen und aktuellen Kontext im Bemühen um eine humane Psychiatrie zu stellen“, sagt Achim Tischer, Leiter der KulturAmbulanz. Aus diesem Grunde machen zusätzlich Texttafeln, Fotos und Zitate deutlich, wie die Psychiatriereform in Italien startete und wie sie nach Bremen kam. „Die Ausstellung fragt auch nach unserem Menschenbild und nach unserem Umgang mit psychisch Erkrankten. Sie stellt uns Fragen und konfrontiert uns direkt“, so Achim Tischer weiter.
Auch in den Porträts Richard Wathens oder in den Gemälden von Teodora Axente nimmt der Wahnsinn Gesicht und Form an, während in den Fotografien von Karina Wisniewska der Blick des „Wahnsinnigen“ mit dem Objektiv der Kamera zu verschmelzen scheint. Außerdem dabei sind Arbeiten von Simone Haack, Per Morten Abrahamsen, Karina Wisniewska und Sergiu Toma. Kuratiert hat die Schau Uwe Goldenstein von der Galerie Selected Artists aus Berlin.
Vernissage und Begleitprogramm
Eine Kuratorenführung mit Uwe Goldenstein beginnt am 3. November um 15 Uhr. Eine weitere Führung bietet am 8. Dezember der Historiker Jannik Sachweh an. Dann geht es nicht nur um die Kunst, sondern auch um die Frage, wie die Psychiatriereform aus Italien nach Bremen kam. Darum geht es auch im Talk „Heilt Freiheit?“ mit Katrin Lange am 29. Januar um 17 Uhr direkt in der Galerie – und es geht um Menschenbilder in der Psychiatrie. Katrin Lange berichtet von ihren Erfahrungen zwischen 2001 und 2005 in Triest und im albanischen Spital Vlora. Weitere Informationen unter www.kulturambulanz.de (rd)