„Irr-Real”: Zeichnungen
aus der Psychiatrie

Carl Julius Milde: Bildnis des Kaufmanns Köchlin, 1829.

Die Werke der Sonderausstellung „Irr-Real. Carl Julius Milde, das Porträt und die Psychiatrie“ zeigen Patienten aus dem 19. Jahrhundert. In der Psychiatrie des Hamburger Krankenhauses St. Georg schuf der Zeichner Carl Julius Milde zwischen 1829 und 1834 detaillierte Portraits, die sowohl die individuellen Züge der Patienten als auch ein Bild ihrer Erkrankung festhalten. Zu dieser Zeit etablierte sich die Psychiatrie als eigenständige Disziplin in der Medizin, und Ärzte gaben bei professionellen Zeichnern Serien von Patientenportraits in Auftrag. Diese dienten etwa dazu, psychiatrische Erkrankungen zu klassifizieren, und waren Bestandteil ärztlicher Diagnosen und wissenschaftlicher Argumentationen.  

Zur – inzwischen beendeten – Ausstellung ist auch ein Begleitband erschienen, in dem Mildes Patientenportraits erstmals publiziert und kommentiert werden. Sonderausstellung und Katalog basieren auf wissenschaftlicher Forschung. In ihrer Dissertation „Der wissenschaftliche Blick Carl Julius Milde und seine Porträts ,geisteskranker‘ Patienten“ untersuchte Julia Diekmann an der Universität Göttingen die Verknüpfung von Kunst und Naturwissenschaft, von Kulturleistung und medizinischer Forschung. Diekmann verfasste auch den Hauptartikel zur Einordnung der Patientenportraits im 192-seitigen und mit 127 Abbildungen versehenen Katalog.

Der Künstler Carl Julius Milde (1803 bis 1875) war neben seiner Tätigkeit als Portraitzeichner auch erster Konservator der Lübecker Kunst- und Naturaliensammlung und setzte sich für den Erhalt von Baudenkmälern ein. Neben seinen Patientenportraits schuf er zahlreiche weitere Zeichnungen und Aquarelle – unter anderem auch Landschaften und Portraits aus Italien. Seine Patientenportraits werden in der Lübecker Sonderausstellung zum ersten Mal in den Fokus gerückt. Weitere Informationen zur Ausstellung erhalten Sie unterhttps://museum-behnhaus-draegerhaus.de/irr-real-carl-julius-milde-das-portraet-und-die-psychiatrie.