„Immer und ewig” –
ein Roadmovie

Fanny Bräuning schuf mit ihrem Dokumentarfilm „Immer und ewig" ein berührendes Elternporträt. Foto:

Ein Roadmovie, eine Krankheits-Bewältigungsgeschichte, aber vor allem eine große, berührende Liebesgeschichte und „eine Hommage ans Leben“ – das ist der Schweizer Dokumentarfilm „Immer und ewig“, in dem Fanny Bräuning ihre Eltern porträtiert. Er wird in diesen Tagen in vielen Orten im Rahmen von Sondervorstellungen und in Kooperation mit der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. (DMSG) gezeigt.

Seit nunmehr 20 Jahren ist Annette vom Hals abwärts gelähmt und rund um die Uhr auf Hilfe und Pflege angewiesen. Ihr Ehemann Niggi  reist mit ihr dennoch im Bus durch die Gegend, wie früher, als sie noch nicht an Multiple Sklerose erkrankt war. Die Tochter der beiden, Filmemacherin Fanny Bräuning, begleitet sie ein Stück des Weges, sieht zu, beobachtet, filmt und stellt Fragen. 

Das Paar, beide Ende 60, startet von Basel aus kreuz und quer durch Südeuropa. Am Steuer:  Niggi, ein leidenschaftlicher Fotograf und Tüftler, neben ihm Annette, seine  gelähmte Frau.  „Mutig und mit Witz und Charme ringen die beiden dem Leben ab, was es an Schönem für sie noch bereithält“, so die Ankündigung.   

Ihre Tochter, die 1975 in Basel geborene Filmemacherin Fanny Bräuning, sucht nach Antworten: zum Umgang mit dem Schicksal, zur Rebellion gegen die Krankheit, zur gegenseitigen Abhängigkeit und zu der Gratwanderung zwischen Fürsorge und Konfliktbewältigung usw.  

„Ich kenne sie gar nicht anders als krank. Mein Vater aber schon.”

Aber auch eine andere Frage beschäftigte sie zunehmend, wie sie in einem Interview erklärte. Und zwar die, wer ihre Mutter eigentlich noch ist? „Denn für mich selbst war sie ein wenig hinter der Krankheit verschwunden. Nicht, dass es sie nicht mehr gegeben hätte. Doch irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich eigentlich gar nicht wusste, wer sie ohne diese Krankheit wäre. Denn ich war zwei Jahre alt, als sie die Diagnose MS bekam, kenne sie gar nicht anders als krank. Mein Vater aber schon.“ Sie glaube, so die Filmerin weiter, „es gibt so etwas wie ein unverwundbares Selbst eines Menschen, das man entdecken kann, wenn man hinter die Krankheit und Verletztheit schaut. Und ich merkte, dass meinem Vater das viel leichter fällt als mir. Weil er meine junge Mutter als gesunde Frau kannte und, wie ich glaube, auch heute noch so sieht. Mir wurde mit der Zeit immer klarer: Es muss vor meiner Geburt etwas gegeben haben, das die beiden stark verbindet, eine Art Ursprungs-Mythos, der die beiden trägt.“ (mehr aus dem Interview siehe: https://der-andere-film.ch/filme/filme/titel/ghi/immer-und-ewig)

Doch auch Ambivalenzen werden deutlich. Konflikte durch manchmal schwer aushaltbare Abhängigkeit und auch durch die Belastung des Vaters. Er sagt im Film, das Schwierigste sei für ihn, den Lebenswillen für zwei Menschen erhalten zu müssen. (rd)

Dieser  Film über ein besonderes Leben mit MS ist in Schleswig-Holstein zu sehen: am 23.10. in Lübeck (CineStar in der Stadthalle Lübeck, Mühlenbrücke 11, 23552 Lübeck mit Filmgespräch mit der DMSG Schleswig-Holstein) und am selben Abend im Zeise-Kino in Hamburg (www.zeise.de) sowie am 27.10. in Kiel   (Traum-Kino, Grasweg 19, 24118 Kiel  https://traumgmbh.de/events/immer-und-ewig/,  Kinoreservierung  Mo. bis Fr. 12 bis 16. Uhr: Tel. 0431 – 54 44 514)

Alle weiteren Events und Informationen: https://immerundewig-film.de/about/ 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=fov9wKtvYYI