Hirn ist, was es isst

Viele Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass die Auswirkungen ungesunder Ernährung auf das Gehirn mitverantwortlich für die hohe Zahl übergewichtiger Menschen in den westlichen Industrieländern sind. Foto: © Scientifilms, ARTE France

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass die Ernährung unmittelbaren Einfluss auf unsere seelische Gesundheit und geistige Verfassung hat. Die Arte-Dokumentation „Unser Hirn ist, was es isst“ nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch Forschungslabore der Welt – und lässt staunen, wie eklatant die Auswirkungen von Nahrungsmitteln auf Psyche, Verhalten und Kognition zu sein scheinen – im positiven wie im negativen Sinne.

Viel Junk-Food, Zucker, Fett und grundsätzlich einseitige Ernährung mit industriell verarbeiteten Lebensmitteln sind schlecht. Gut dagegen: Essentiell nötige Omega-III-Fettsäuren, enthalten etwa in fettem Fisch, Nüssen, Pflanzenölen – Elemente, die in Industrieländern weniger geworden seien. Omega-III ist besonders in der Adoleszenz und im Alter wichtig.


Im Elsass führte einseitige Ernährung von Feldhamstern mit Mais gar zu Kannibalismus. Soweit kommt es beim Menschen glücklicherweise nicht. Aber in den Niederlanden wurden nach Hungersnot und Entbehrungen im Zweiten Weltkrieg bei Kindern der Betroffenen gehäuft antisoziale Persönlichkeitsstörungen festgestellt. Eine dreimonatige Anreicherung der Nahrung in Gefängnissen mit Vitaminen, Fettsäuren und Mineralstoffen führte im Rahmen einer niederländischen Studie zu einer Senkung aggressiver Vorfälle um ein Drittel. Und in Deutschland hat eine Psychologin der Universität Lübeck nachgewiesen, dass die Zusammensetzung des Frühstücks das soziale Verhalten beeinflusst.


Einseitige Junk-Food-Ernährung könnte sich auch auf das Immunsystem auswirken und Entzündungsreaktionen bis ins Hirn provozieren, so eine Hypothese. Rattenexperimente in Bordeaux lassen vermuten, dass Zucker ein höheres Suchtpotential als Kokain entfalten könnte. Nicht zu vergessen die Darmbakterien. Bei Experimenten in Irland wurden „normale“ Mäuse, denen Bakterien von ängstlichen Mäusen eingepflanzt wurden, ängstlicher – und umgekehrt.


Ein Fazit: Alles spricht für die Mittelmeerdiät, sprich: Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Fisch, Olivenöl … – in Australien wurden damit bei depressiv Erkrankten Verbesserungen erzielt. Noch weiter zu beweisen ist die Vermutung, dass rote Früchte kognitiven Verfall verhindern können. Spannend! A. Hinrichs

Arte: „Unser Hirn ist, was es isst“,
52 Min., Samstag, 21. September, 21.40 Uhr und am 10. Oktober, 6.15 Uhr, online vom 14. 9. bis 19. 11. 2019