Feuertote: Zu wenig
Brandschutz in Heimen?

Feuerlöscher allein reichen nicht: Patientenschützer Eugen Brysch fordert Sprinkleranlagen als Standard in den 13.000 deutschen Pflegeheimen. Symbolfoto: pixabay

Drei Menschen kamen bei einem Feuer in einem diakonischen Pflegeheim in Reutlingen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft Tübingen ermittelt gegen eine Bewohnerin wegen Mordverdachts. Patientenschützer Eugen Brysch forderte Konsequenzen: Sprinkleranlagen müssten gesetzlicher Standard werden. Der Geschäftsführer des Heimbetreibers wies Kritik am Brandschutz in dem Pflegeheim inzwischen zurück.

Die 57-Jährige, die in einem sozialpsychiatrischen Pflegeheim in Reutlingen einen Brand gelegt haben soll, liegt in einer Spezialklinik. Die schwer verletzte Heimbewohnerin sei weiterhin nicht ansprechbar, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Ermittlungen gingen aber weiter, derzeit würden Spuren ausgewertet.

Bei dem Brand waren vor einer Woche eine 53-jährige Frau und zwei 73 und 88 Jahre alte Männer ums Leben gekommen. Die Obduktion habe den Verdacht bestätigt, dass die drei an einer Rauchvergiftung gestorben seien, sagte die Sprecherin.

Der Geschäftsführer der „Gemeinnützigen Gesellschaft für Gemeindepsychiatrie Reutlingen“, Gerhard Längle, wies derweil Kritik am Brandschutz in dem Pflegeheim zurück. Als Betreiber habe man das Brandschutzkonzept eng abgestimmt mit Feuerwehr, Heimaufsicht und der BruderhausDiakonie, der das Gebäude gehöre, sagte er dem epd. Auch nach dem Feuer seien von fachlicher Seite keine Versäumnisse moniert worden, betonte Längle.

Die Frage von Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, warum die Feuerwehrkräfte vor verschlossenen Türen gestanden hätten, geht laut Längle auf ein Missverständnis zurück. Tatsächlich habe eine Mitarbeiterin der Einrichtung die Tür zu Wohnung der Wohngemeinschaft mit sieben Menschen sofort aufschließen können. Die dahinter liegenden 20 Türen zu Einzelzimmern und Nebenräumen seien zugezogen, aber nicht verschlossen gewesen. Man habe sie von innen wie von außen öffnen können.

Längle wies darauf hin, dass die Einzelzimmer mit Brandschutztüren ausgestattet seien. Wo niemand diese Tür geöffnet habe, seien die Räume völlig unversehrt geblieben. Das sei ein Grund, warum man im Brandfall einen „stillen Alarm“ einer Sirene vorziehe – die Menschen seien in ihren Zimmern sicherer als auf dem Flur, sagte der Geschäftsführer.

Nach dem Brand hatte die zuständige Staatsanwaltschaft Tübingen Ermittlungen gegen eine selbst schwer verletzte Bewohnerin wegen Mordverdachts eingeleitet. Die Ermittlungen gegen die 57-Jährige würden wegen des Verdachts des dreifachen Mordes und elffachen Mordversuchs geführt, teilten die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Reutlingen mit. Es gebe den „dringenden Verdacht“, dass die Frau, die derzeit nicht ansprechbar sei und in einer Spezialklinik behandelt werde, das Feuer gelegt haben könnte. Auch zum möglichen Tatmotiv der an einer psychischen Erkrankung leidenden Frau werde ermittelt.

Bei dem Brand verloren eine 53-jährige Frau und zwei 73 und 88 Jahre alte Männer ihr Leben. Nach derzeitigem Stand starben sie an Rauchgasvergiftung. Elf weitere Bewohner hätten leichte Verletzungen davongetragen. Die anderen der insgesamt 37 Bewohner der Einrichtung und fünf anwesende Pflegekräfte seien unverletzt geblieben. In die vom Brand nicht betroffenen Wohnbereiche konnten die Bewohner mittlerweile teilweise wieder zurückkehren.

Patientenschützer Eugen Brysch: Sprinkleranlagen müssten gesetzlicher Standard werden.

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz fordert Konsequenzen aus dem Unglück. Laut dem Vorstand der in Dortmund ansässigen Stiftung ist es um den vorbeugenden Brandschutz in Deutschland schlecht bestellt. Im vergangenen Jahr habe es mehr als 140 Mal in Alten- und Pflegeeinrichtungen gebrannt, dabei seien 16 Bewohner gestorben, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seiner Überzeugung nach müssten selbstständige Löschanlagen gesetzlicher Standard in den 13.000 deutschen Pflegeheimen werden.

(epd)