Ihre Arbeit ist nach wie vor ein Tabu: Edith Arnold wird gegen Bezahlung mit Menschen intim, die eine geistige Behinderung haben. Die „37°“-Grad Dokumentation „Die Berührerin” nähert sich diesem nach wie vor umstrittenen Thema, indem sie die Hamburger Sexualbegleiterin porträtiert und bei ihrer Arbeit begleitet. Der Film von Julia Knopp und Max Damm versucht, das Handeln sowie die Motivation der jungen Frau zu ergründen und gibt einfühlsam Einblicke in ein Thema, über das bislang kaum jemand spricht, so das ZDF.
Die Mutter des schwer-mehrfachbehinderten Tim hat sich für Sexualbegleitung entschieden. Sie hat das sexuelle Bedürfnis ihres Sohnes früh bemerkt – eine regelrechte Notsituation. „Wir haben dann schon gedacht: Was kann man machen? Mal auf die Reeperbahn gehen? Gibt es da jemanden, der ihm helfen kann? Aber das war dann auch nicht die Lösung.” Die Lösung heißt seit vier Jahren Edith Arnold.
Dass Edith Arnold sich für ausgerechnet diesen Beruf entschieden hat, bleibt auch für uns eine ungewöhnliche Wahl, so die Autoren des Film. „Aber wir haben zahlreiche Eltern und Pfleger getroffen, die dankbar sind, dass es Menschen wie Edith Arnold gibt. Gerade für Eltern ist es quasi eine Notsituation, wenn sie das Bedürfnis ihres geliebten Kindes jahrelang spüren und wahrnehmen, aber nichts dafür tun können, dass es gestillt wird.” Häufig seien es daher Eltern, aber auch Pfleger, die Sexualbegleiterinnen wie Edith Arnold kontaktieren.
In der Öffentlichkeit jedoch findet ein solch offener Umgang mit der Thematik bisher so gut wie gar nicht statt. Allerdings: das Thema hat zumindest Anfang 2017 etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen, als die pflegepolitische Sprecherin der Grünen, Elisabeth Scharfenberg, forderte, dass sexuelle Begegnungen mit Prostituierten für Pflegebedürftige oder Behinderte finanziell bezuschusst werden sollen.
Im Fall von Tim zahlt die Mutter dafür 150 Euro im Monat für eine Begegnung mit Edith Arnold. Dies hält auch Vorträge und gibt Workshops. Außerdem hilft sie auch Paaren, die aufgrund ihrer Behinderung nicht ohne Hilfe zusammen intim werden können. Sie setzt für sich klare Grenzen, so sind der aktive Geschlechtsverkehr sowie Küsse ausgeschlossen. Für den Staat gilt die 29-jährige als Prostituierte. Weil sie Geld nimmt.
Mehr unter: http://sexualbegleitung-hamburg.de/links/
Bis 4. September 2019 in der ZDF-Mediathek unter: https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-die-beruehrerin-100.html