Der Kongress tagt …

Zu dem Kongress im Berliner City-Cube wurden 9000 BesucherInnen erwartet. Foto: DGPPN/Claudia Burger

Noch bis 29. November 2025 findet im CityCube Berlin der DGPPN*-Kongress statt – Europas größter Fachkongress für psychische Gesundheit. Mit rund 550 Veranstaltungen und etwa 9.000 Teilnehmenden bietet die Veranstaltung einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in Forschung, Versorgung und Gesundheitspolitik. Das Leitthema lautet in diesem Jahr: Der Mensch im Mittelpunkt: regionale, personenzentrierte Versorgung

Auf der Eingangs-Pressekonferenz präsentierte die Fachgesellschaft drei Schwerpunktthemen: Weiterentwicklung der Versorgung, Prävention von Gewalttaten und die Herausforderungen, die sich durch die neuen Alzheimer-Medikamente ergeben.

„Psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungen müssen sich am Bedarf der Betroffenen ausrichten“, macht die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, zur Eröffnung des Kongresses deutlich. „Im Bereich der Krankenhausversorgung werden realistische Vorgaben für Mindestpersonalgrenzen und ein echtes Personalbemessungsinstrument benötigt, zudem müssen Krankenhäuser ihre Mittel flexibel einsetzen können. Nur so wird eine individuelle und koordinierte Behandlung möglich.“ Die DGPPN fordert seit längerem strukturelle Reformen, darunter Globalbudgets für die Krankenhäuser und eine über die Grenzen der Sozialgesetzbücher hinaus geltende populationsbezogene Versorgungsverpflichtung.

Prävention von Gewalttaten

Wie wichtig die Therapie psychischer Erkrankungen auch für die Sicherheit der Bevölkerung ist, wurde im laufenden Jahr vielfach diskutiert. Dazu erklärte Prof. Dr. Ute Habel, Sprecherin des Transregio-Sonderforschungsbereichs Die Neuropsychobiologie von Aggression und Mitautorin des DGPPN-Positionspapiers Prävention von Gewalttaten: „Es ist tatsächlich so, dass für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein statistisch erhöhtes Risiko besteht, Gewalttaten zu begehen; eindeutig gesichert ist es für Schizophrenien und andere Psychosen, Substanzkonsumstörungen und schwere Persönlichkeitsstörungen. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die an diesen Erkrankungen leiden, ist nicht gewalttätig. Aber das Risiko ist statistisch erhöht. Es steigt, wenn Drogen und Alkohol konsumiert werden und es sinkt, wenn die Erkrankung adäquat behandelt wird.“ DGPPN-Präsidentin Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank machte deutlich: „Eine Verschärfung der entsprechenden Gesetze ist aus der Sicht unserer Fachgesellschaft nicht nötig. Vielmehr sollte die Politik die Voraussetzungen für eine flächendeckende niedrigschwellige und bedarfsadaptierte ambulante Versorgung schaffen. Denn die beste Maßnahme der Gewaltprävention ist und bleibt eine konsequente Therapie psychischer Erkrankungen.“

Versorgung mit neuen Medikamenten

Die Zulassung der neuen Antikörpertherapien gegen Alzheimer stellt die Psychiatrie vor organisatorische Herausforderungen, auf die Prof. Dr. Frank Jessen, Mitglied im Vorstand der DGPPN und Experte für neurodegenerative Erkrankungen, einging: „Mit Hilfe der neuen Medikamente kann die Phase, in der eine Alzheimer-Erkrankung nur mit einer leichten kognitiven Störung einhergeht, relevant verlängert werden.“ Diese neuen Entwicklungen verlangen nach einer Anpassung der Versorgungspfade. Zwar erhalten erste Patientinnen und Patienten bereits die neuen Antikörper, doch zentrale Fragen – von Diagnostik über Monitoring bis zur regionalen Organisation und Finanzierung – sind weiterhin offen.

Insgesamt können die TeilnehmerInnen unter etwa 550 Veranstaltungen zu Themen von ADHS bis Zwangsstörungen wählen. Zentrale Veranstaltungen werden auch per Livestream übertragen und stehen im Anschluss an den Kongress als On-Demand-Angebot bereit.  (rd/PM)

Ausführliche Kongressberichte lesen Sie in den EPPENDORFER-Printausgaben 1 & 2/ 2025, die Anfang Januar und Anfang März erscheinen.

*Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)