Der Himmel
kann warten!

Für die Mitglieder des "heaven can wait"-Chors ist der gemeinsame Gesang Lebenselixier. Foto: © mindjazz pictures

„Heaven can wait – wir leben jetzt“, heißt der Film von Regisseur Sven Halfar über einen ganz besonderen Hamburger Chor, der am Donnerstag,  12. Oktober, bundesweit in die Kinos kam. Alle Mitglieder sind mindestens 70 Jahre alt. Die älteste Sängerin kommt auf 97 Jahre. Das Repertoire ist deutlich jünger und reicht von Deichkind und Jan Delay über Lindenberg bis zu Sido…. 

Der Regisseur entschied sich nach biografisch geführten Interviews für sechs Persönlichkeiten,  die den Chor in seiner Vielfalt widerspiegeln.   „Wenn ich singe, dann fühle ich mich frei“ – diese Emotion durchdringt den Film. Bei vielen Mitgliedern, in der Nachkriegszeit groß geworden, ging es in ihrem Leben oft um Disziplin und nicht um Selbstverwirklichung, über Gefühle zu sprechen, haben sie meist nicht gelernt. Im hohen Alter trauen sie sich nun, vor ein Publikum zu treten und ein Stück ihrer Seele preiszugeben, die einiges zu bewältigen gehabt hat.

Diet (82) zum Beispiel wurde 1940 im Krieg im Sauerland geboren und hatte eine schwierige Kindheit. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er sieben Jahre alt war, und seine Mutter zog mit ihm und seiner Schwester nach Australien, um einen neuen Anfang zu wagen. Dort hatten sie viele Herausforderungen zu bewältigen, so heißt es im Presseheft zum Film weiter, lebten zeitweise bei Aborigines. Als Erwachsener arbeitete Diet als Seemann und Journalist, zuletzt bei der Deutschen Welle. Nach seiner Pensionierung vermisste er  die Arbeit und fand schließlich zum „Heaven Can Wait“-Chor. „Dieser Chor wurde für Diet zu einer Art Therapie, die ihm half, mit den Schwierigkeiten seiner Vergangenheit umzugehen und Freude in seinem Leben zu finden.“ 

Beim Filmfest Hamburg erhielt der Regisseur den mit 5.000 Euro dotierten Publikumspreis, gestiftet von der Hapag Lloyd Stiftung. Seine Message: „Ich wollte einen Film darüber machen, dass das Leben im Alter nicht vorbei ist. … Wenn ich aus dem Film gehe, dann werde ich keine Angst mehr vor dem Tod haben. Dann freue ich mich auf das Alter, das so viel Glück und Lebensfreude verspricht. Dann bin auch ich ,Still Alive’.” (rd)