Dauerlauf hellt die Seele auf – eine psychiatrische Erkenntnis, die schon einige Jahrzehnte läuft. Unbestritten: Die therapeutische Wirkung aeroben Ausdauersports auf depressive Erkrankungen ist evident. Die Anzahl entsprechender Studien ist groß. Aber was ist dem Effekt kombinierter Trainingsprogramme? „Sie sind Alltag in der klinischen Praxis, ihre Wirkung ist jedoch wenig evident“, so Dr. Andre Berwinkel (Universität Paderborn). Er selbst hat bereits dazu beigetragen, dieses wissenschaftliche Defizit zu beheben und stellte jetzt seine Erkenntnisse im Rahmen der Jahrestagung des Hamburger Arbeitskreises Ambulante Sozialpsychiatrie vor.
Seine Studie an 62 Depressions-Patienten am Evangelischen Krankenhaus Bielefeld Bethel hatte er auf eineinhalb Jahre angelegt: Die eine Hälfte der Probanden absolvierte drei Stunden pro Woche mit Nordic Walking ein aerobes Ausdauertraining, die andere Hälfte ein kombiniertes Trainingsprogramm, bestehend aus progressiver Muskelrelaxation, Qi Gong, allgemeiner Bewegungstherapie und Nordic Walking – ebenfalls auf drei Stunden pro Woche angesetzt. Ergebnis: „Das kombinierte Sport- und Bewegungsprogramm zeigt, unabhängig von der Trainingsintensität, ähnlich positive Effekte wie aerobes Ausdauertraining“, so Dr. Berwinkels Fazit. Nur der Kalorienverbrauch war bei den Nordic-Walkern deutlich höher. Ob die psychischen Effekte von Dauer sind, konnte in Ermangelung einer Follow-up-Erhebung allerdings nicht festgestellt werden. M. Göttsche
Weitere aktuelle Ansätze und Lösungsvorschläge für depressive Klientinnen und Klienten entnehmen Sie einem ausführlichen Tagungsbericht in der nächsten EPPENDORFER-Printausgabe, die Anfang Januar erscheint.