Das erste „Mental Health Café”

Dominique de Marné mit ihrem Buch: „Warum normal sein gar nicht normal ist ... und warum reden hilft“. Foto: Geißlinger

„Berg und Mental“ heißt Deutschlands erstes „Mental Health Café“, das Anfang Dezember in München eröffnet werden soll. Hinter dem Konzept steckt Dominique de Marné. Die 32-jährige Bloggerin, Autorin und „Advokatin für psychische Gesundheit“ will einen Raum schaffen, in dem über psychische Probleme und seelische Gesundheit gesprochen werden kann – „in einer tollen Atmosphäre und mit einer schönen Tasse Kaffee“.

Mit etwa 15 Jahren entwickelten sich bei Dominique de Marné Symptome einer Borderline-Störung. Hinzu kamen eine Depression und Alkoholsucht. Aber es dauerte fast zehn Jahre, bis sie die Krankheiten als solche erkannte und sich professionelle Hilfe suchte. Die Diagnose sei „erschreckend und befreiend zugleich“ gewesen, berichtete sie bei einem Besuch in Flensburg während der Woche der seelischen Gesundheit: „Mein Komisch-Sein hatte endlich einen Namen.“

Schon während der stationären Therapie in Hamburg sei ihr klar geworden: „Die Diagnose ist nicht das Problem, sondern die Schublade, in die man gesteckt wird.“ Reden hilft, glaubt de Marné, die selbst Psychologie und Kommunikationswissenschaften studiert hat. Sie selbst ist seit Jahren sowohl auf verschiedenen social-media-Kanälen, aber auch in Schulen und bei zahlreichen Veranstaltungen unterwegs und wirbt dafür, offen über psychische Probleme zu sprechen, genau wie über körperliche Krankheiten. Ihre Geschichte beschreibt sie in ihrem Buch „Warum normal sein gar nicht normal ist … und warum reden hilft“.

Um einen Ort für solche Gespräche – jenseits von Therapiestunden – zu schaffen, entwickelte die Münchnerin mit einer Gruppe von Mitstreiterinnen und Mitstreitern den Plan, Deutschlands erstes „Mental Health Café“ zu eröffnen. Etwas ähnliches gibt es bisher nur in Chicago mit dem „Sip of Hope“, einem Café, das sich der Suizid-Prävention widmet: „Prävention beginnt mit einem Gespräch, und das Gespräch beginnt hier“, ist das Motto des Lokals.

Ähnlich soll es auch im „Berg und Mental“ laufen: Dominique de Marné und ihr Partner Lasse Münstermann, ehemaliger Profi-Snooker-Spieler, heute Webentwickler, wollen mit dem Café eine „permanente Anlaufstelle“ bieten, in der Menschen mit Psychiatrieerfahrung ebenso willkommen sind auf Therapie-Profis, Medienleute und  alle, die nur einen Kaffee trinken wollen. Wer reden oder wer in Ruhe gelassen werden will, kann das über Fähnchen zeigen, so steht es im Konzept.

Finanziert wurde das Projekt über einen Bankkredit sowie über ein Crowdfunding, also eine Spendensammlung über das Internet. Zahlreiche Freiwillige unterstützen das „Berg und Mental“ durch ihre Mitarbeit. Auf einen sozialen oder gemeindepsychiatrischen Träger als Partner hat de Marné verzichtet: „Wir wollen lieber unabhängig bleiben“, sagte sie in Flensburg dem EPPENDORFER. Im November soll in den Räumen in der Thalkirchner Straße 62 in München noch einiges umgebaut werden, damit der Betrieb wie geplant im Dezember starten kann.

(Einen weiteren Bericht über Dominique de Marné und die Veranstaltung in Flensburg lesen Sie in der ersten EPPENDORFER-Ausgabe des Jahres 2020, die Anfang Januar erscheint.)