„Erinnern für die Zukunft“ lautet das Motto einer alljährlichen Gedenkveranstaltung am 8. Mai, für die sich die Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA), die Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll, die Evangelischen Akademie der Nordkirche und die Stiftung Freundeskreis zusammengeschlossen haben. Dabei ging es auch in diesem Jahr am Vormittag um die Opfer der damaligen Alsterdorfer Anstalten, während am Nachmittag in Ochsenzoll mit Vorträgen einzelnen Aspekten der „Euthanasie“ nachgegangen wird.
„Das alles hätte niemals passieren dürfen. Das war falsch. Das war menschenverachtend. Das war das dunkelste Kapitel der Alsterdorfer Anstalten, der Tiefpunkt unserer Geschichte, einer evangelischen Stiftung unwürdig“, sagte Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der ESA, bei einem Gottesdienst in der Stiftungskirche St. Nicolaus, an die sich eine Kranzniederlegung anschloss. Vorstand, Mitarbeitende, Angehörige und zahlreiche Gäste gedachten der Opfer der Alsterdorfer Deportationen und erinnerten an das Leid der Familien, die eine Angehörige oder einen Angehörigen durch die NS-‚Euthanasie‘ verloren haben. An die 630 Menschen mit Behinderung waren aus den damaligen Alsterdorfer Anstalten in Tötungsanstalten gebracht worden – 513 von ihnen wurden nachweislich ermordet.
Am Nachmittag ging es dann nach Ochsenzoll und um die aktuelle Frage „Wie werden aus Helfer*innen in Kliniken Täter*innen?“ Prof. Dr. Karl H. Beine vom Department Humanmedizin der Universität Witten/Herdecke zeigte auf, „welche Bedingungen auch heute noch dazu führen können, dass Menschen in Institutionen wie Kliniken und Heimen Opfer von Mitarbeitenden werden.“ Er verband seinen Vortrag in der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll mit einer klaren Forderung an Gesellschaft, Politik und Justiz: „Sorgen wir dafür, dass die Täter*innen von heute auch übermorgen noch aufgrund von Tötungsdelikten verurteilte Straftäter*innen sind“, so die ESA in einer Pressemitteilung weiter. Prof. Beine forscht seit vielen Jahren zu Tötungen in Krankenhäusern und Heimen. (rd/PM ESA)
(Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung in Ochsenzoll lesen Sie in der nächsten Druckausgabe EPPENDORFER 3/23, die Anfang Juli erscheint.)