Vertreter von PsychotherapeutInnen begrüßen den Koalitionsvertrag der geplanten Ampelkoalition. „Die neue Bundesregierung will die Versorgung psychisch kranker Menschen verbessern“, stellt etwa Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest.
Im Koalitionsvertrag seien ausdrücklich die monatelangen Wartezeiten auf ambulante Behandlungsplätze erwähnt, lobte er. Dazu heißt es im Vertrag: „Wir reformieren die psychotherapeutische Bedarfsplanung, um Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch in ländlichen und strukturschwachen Gebieten deutlich zu reduzieren.“
Kapazitäten sollen ausgebaut werden
Auch schwer psychisch kranke Menschen können auf eine bessere ambulante Versorgung hoffen: „Wir verbessern die ambulante psychotherapeutische Versorgung insbesondere für Patienten mit schweren und komplexen Erkrankungen und stellen den Zugang zu ambulanten Komplexleistungen sicher. Die Kapazitäten bauen wir bedarfsgerecht, passgenau und stärker koordiniert aus“, heißt es dazu. In Kliniken wird ebenfalls ein Ausbau der Psychotherapie erwartet. Dazu heißt es im Vertrag: „Im stationären Bereich sorgen wir für eine leitliniengerechte psychotherapeutische Versorgung und eine bedarfsgerechte Personalausstattung.“
Strukturreform des G-BA angekündigt
Begrüßt wird von Seiten der Kammer auch, dass der Gemeinsame Bundesausschuss mit einer Strukturreform rechnen müsse und der Einfluss der Patientinnen und der Gesundheitsberufe gestärkt werden solle. „Die Interessen derjenigen, die Versorgung organisieren und finanzieren, stehen viel zu sehr im Vordergrund“, erläutert Munz. „Patientinnen und Gesundheitsberufe müssen mitentscheiden können.“
DPtV: „Überwiegend positiv”
Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) bewertete das Papier als „überwiegend positiv”. Er äußerte sich erfreut „über das Bekenntnis der Koalition zu einer sektorenübergreifenden, flächendeckenden und bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung.“ Zudem hebt er hervor, dass der Vertrag eine Aufklärungskampagne zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen vorsieht.
Auch Hentschel hebt die angekündigte Verbesserung der stationären Versorgung hervor. Für eine wirksame Behandlung müsse eine Erhöhung der Minutenwerte für Psychotherapie im stationären Bereich erfolgen.
Im Koalitionsvertrag vermisst die DPtV hingegen eine Festlegung zur finanziellen Förderung der psychotherapeutischen Weiterbildung. Zudem fordert der Verband: Es sei überfällig, dass Psychotherapeutinnen Krankschreibungen vornehmen können und in das Überweisungsverfahren eingebunden werden. (rd)
(Ein ausführlicherer Bericht über Reaktionen auf den Koalitionsvertrag folgt in der nächsten Printausgabe, die Anfang Januar erscheint)