Doppelausstellung
in Bremen-Ost

Hannah Bischoff hat sich künstlerisch mit ihrer Großmutter auseinandergesetzt. Foto: Gesundheit Nord


»Von Papenburg nach Neuruppin – Zyklus für Maria Fünfzehn von Achthundert” lautet der Titel der aktuellen Doppelausstellung im Bremer Krankenhausmuseum am Klinikum Bremen Ost. Hannah Bischofs Bilder-Zyklus über das Schicksal ihrer Großmutter Maria Fenski und Marikke Heinz-Hoeks feinfühlige Porträts von Bremer Opfern der NS-Medizinverbrechen erzählen auf ganz unterschiedliche künstlerische Weise vom Drama der „Euthanasie”. Beide Künstlerinnen setzen sich mit dem organisierten Tötungsprogramm der Nationalsozialisten an psychisch kranken und behinderten Menschen auseinander.

Hannah Bischofs Großmutter Maria wurde 1905 in Papenburg geboren; sie gelangte 1942 nach verschiedenen Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken wegen einer Wochenbettpsychose in die Landesanstalt Neuruppin in Brandenburg. Hier wurde sie ermordet, weil Menschen mit der Diagnose „Schizophrenie” als lebensunwert angesehen wurden. In einem in der Ausstellung laufenden Video erzählt Hannah Bischof von der langen und emotionalen Suche nach einer Frau, die lange gar nicht vorkam in der Familiengeschichte. 

„Erbkranke Ballastexistenzen”


Das Erinnerungsbuch für die Bremer Opfer der Medizinverbrechen im Nationalsozialismus (Bremen 2016) hat die Bremer Künstlerin Marikke Heinz-Hoek dazu inspiriert, mit fünfzehn großformatigen gezeichneten Porträts stellvertretend an alle Bremerinnen und Bremer zu erinnern, die als sogenannte „erbkranke Ballastexistenzen” sterben mussten. Für Marikke Heinz-Hoek ist das Thema NS-Medizinverbrechen kein neues. Im Park des Klinikums Bremen-Ost befindet sich das von ihr entworfene Mahnmal IRRSTERN. Zusammen mit der Video-Installation „Fenster des Himmels” im Eingang des Klinikums erinnert es an die die Opfer der „Euthanasie” in Bremen.

Letzte Ausstellung, die Achim Fischer auf den Weg gebracht hat

Die Ausstellung ist die letzte, die der bisherige Leiter der KulturAmbulanz, Achim Tischer, vor seinem Ruhestand noch auf den Weg gebracht hat. Sie ist ihm ein wichtiges Anliegen: „Gerade in so schwierigen Zeiten wie heute, ist es meines Erachtens unumgänglich, uns klar zu machen, wozu „zivilisierte“ Menschen fähig sind, wenn eine Gesellschaft Menschen ausschließt, die psychisch krank oder behindert sind“. Nicht die Stigmatisierung, sondern die Akzeptanz unterschiedlicher Lebensweisen und Kulturen sei ein Garant gegen gesellschaftliche Ausgrenzung und Spaltung der Menschen, so Tischer.

Die Ausstellung wird bis zum 17. Oktober von freitags bis sonntags zwischen 11 und 18 Uhr zu sehen sein. Dazu gibt es ein Programm mit Führungen, Vorträgen und Zeitzeugengesprächen. Die Details und Anmeldemöglichkeiten sind auf der Homepage zu finden:www.kulturambulanz.de.