Schienensuizid ist ein Tabuthema. Aus Sorge vor Nachahmern folgen die Medien einer freiwilligen Selbstbeschränkung und berichten nicht darüber. Dabei gibt es neben den Suizidopfern und ihren Angehörigen weitere Leidtragende wie die Lokführende. Sie haben wenig Chancen, nach dem Erlebten über ihre enormen psychischen Belastungen zu sprechen. Manche werden krank oder gar berufsunfähig.
Die “37°”-Reportage “Schatten im Gleis – Wenn Lokführer sich schuldig fühlen“, die das ZDF am Dienstag, 27. Oktober, ab 22.15 Uhr zeigt, gibt diesen Menschen eine Stimme. Die Autoren Katja Aischmann und Volker Schmidt lassen Sören und Wolfgang zu Wort kommen, die ganz unterschiedlich mit ihrer Traumatisierung umgehen.
“Es gibt bei Schienensuizid zwei Opfer. Das Opfer, das den Tod wollte, und das Opfer, das in diese Situation hineingezogen wurde”, sagt Sören. Er war erst seit einem Jahr Lokführer, als er einen tödlichen Personenunfall erlebte. Seither plagt ihn die Frage: Bin ich schuld an dem Tod des Mädchens?
Wolfgang ist seit 30 Jahren Lokführer. In diesem Zeitraum hat er bereits fünf Schienensuizide erlebt. Er gerät in eine Spirale aus Schuldgefühlen und Selbstzweifeln und begibt sich schließlich in eine psychosomatische Fachklinik am Chiemsee. “Lokführer können unvorhergesehen mit sehr schwer zu verarbeitenden Erlebnissen konfrontiert werden, für die sie sich auch verantwortlich fühlen. Es kann zu vorübergehenden Anpassungsstörungen kommen, oder zu belastenden posttraumatischen Belastungsstörungen,” so Andreas Bock, stellvertretende Chefarzt der Klinik.
Die Sendung steht am Sendetag ab 18.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.