Der 29 Jahre alte Deutsche Grigoriy K., der am Sonntag einen jüdischen Studenten vor der Hamburger Synagoge mit einem Spaten schwer verletzt hatte, wurde in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Polizei und Generalstaatsanwaltschaft gehen von einem Mordversuch mit antisemitischem und rechtsextremem Hintergrund aus. Der Tatverdächtige habe „Dämonen, geschickt von Juden” als Motiv für die Tat angegeben. Die Schuldfähigkeit des ursprünglich aus Kasachstan stammenden Täters mit deutschen Pass muss noch geklärt werden.
Nach Informationen des Hamburger Abendblatts wurde Grigoriy K. im November 2019 in Berlin bei der Polizei aktenkundig. Damals sei der Mann in einer Wohneinrichtung psychisch aufgefallen. In Berlin soll der 29-Jährige auch in psychiatrischer Behandlung gewesen sein, er soll unter paranoider Schizophrenie leiden. In diesem Jahr sei er nach Hamburg gekommen. Im Juli soll ihn Fördern und Wohnen in einer Ein-Zimmer-Wohnung in einer Unterkunft für Flüchtlinge und Wohnungslose in Fuhlsbüttel untergebracht haben. Die Wohnung habe bei einer Durchsuchung einen „unaufgeräumten, messihaften“ Eindruck gemacht, berichtete das Abendblatt mit Berufung auf Polizeikreise. Hinweise darauf, dass der Mann der rechtsextremen Szene zuzuordnen ist, fanden sich offenbar nicht.
Wie können Wahn und rechtsextremistische bzw. antisemitische Parolen zusammenhängen? Darüber sprach der EPPENDORFER im Februar in einem Interview mit dem Hamburger Psychiater Dr. Dietrich Eck. Anlass damals war der rassistische Anschlag in Hanau, bei dem der Täter am 19. Februar 2020 neun Menschen ermordete und anschließend seine Mutter und sich selbst erschoss. Inhalte eines vom Täter veröffentlichten Pamphlets und eines Videos wurden als Hinweis auf eine paranoide Schizophrenie gedeutet. (rd)