Malen mit Gedanken

Im Rahmen der Ausstellung „Ich male, also bin ich" können Besucher Brainpainting selbst ausprobieren. Foto: Henning Schacht

Brainpainting ist „Malen mit Gedanken“, erfunden von Adi Hoesle, der noch bis zum 25. September im Berliner Kreishaus – dem Sitz des Bundesbehindertenbeauftragen – in Berlin ausstellt. Unter dem Titel„Ich male, also bin ich“ stellt er dabei „die Frage nach dem Entstehungsort und der Autorschaft von Kunstwerken, hinterfragt unsere Fremd- und Selbstbilder und diskutiert das Thema der Selbstbestimmung und Teilhabe“, so die Ankündigung. Die Besucher sind eingeladen, Perspektiven auf und von Menschen mit Behinderungen zu reflektieren. Gezeigt werden Fotografie, Videoinstallation und Performance.

Wie geht Brainpainting? „Mittels Hirnströmen wird von einem Computer ermittelt, auf welche dargebotenen Symbole (u. a. Farbwahl, Wahl der Pinselgröße, Wahl der Form) der Malende blickt. Ein vom Computer ausgelöster Blitz, der über das Symbol läuft, erzeugt dabei im Gehirn des Malenden eine P-300-Welle, die wiederum vom Computer registriert wird und ihm zeigt, dass das entsprechende Symbol gewählt wurde.“ So beschreibt es das Internetlexikon Wikipedia. 

Die Besucher des Kleist-Hauses haben noch bis zum 22. September im Rahmen eines Workshops selbst Gelegenheit Brainpainting auszuprobieren. Jeweils 90 Minuten lang können  sie mit Hilfe eines Computers Interfaces malen und allein durch ihre Gedanken eine virtuelle Malerpalette ansteuern. Auch körperlich stark eingeschränkte Personen können an diesem Workshop teilnehmen.

Der Künstler Adalbert Hoesle wurde 1959 geboren und bezeichnet sich selbst als Retrogradist (retrograd meint soviel wie zurückliegend, rückläufig). Diesen Begriff ließ er sich sogar patentieren. Nach einer Ausbildung zum Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin studierte er Malerei in München und Nürtingen. 1998 gründete Hoesle die „Arbeitsgemeinschaft Retrograde Strategien“ Seit 2004 arbeitet er mit dem Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen zusammen. Das Kunstprojekt „Brain Painting“, bei dem Bilder direkt aus EEG-Aufnahmen gestaltet werden, wurde von Hoesle aus dem BCI-Verfahren (Brain Computer Interface, EEG-Gehirn-Computer-Schnittstellen) adaptiert,so Wikipedia. Die BCI-Technologie wird entwickelt um körperlich behinderten Menschen zu helfen.  

Mit dieser Technik können auch an Amyotrophe Lateralsklerose  (ALS)  erkrankte am künstlerischen Leben teilnehmen, wie zum Beispiel die Performerin Angela Jansen 2012 in der Kunsthalle Rostock im Rahmen der „Rostocker Synapse – pingo, ergo sum“ zeigte. Sie wird auch an der Finissage mit Podiumsdiskussion am 25. September ab 19 Uhr teilnehmen. Als weitere Diskussionsgäste erwartet werden: Jürgen Dusel, Bundesbehindertenbeauftragter, Adi Hoesle, , Prof. Dr. Andrea Kübler, Lehrstuhl für Interventionspsychologie Uni Würzburg sowie Dr. Ursula Ströbele von der Universität der Künste Berlin

Veranstaltungsort: Kleisthaus, Mauerstraße  53, 10117 Berlin. Anmeldung für den Workshop unter Tel. (030) 18527 2648 oder per mail: kleisthaus@behindertenbeauftragter.de Weitere Informationen zum Brain Painting auf den Internetseiten des Künstlers: www.retrogradist.com  und www.pingo-ergo-sum.com