„Im Prinzip Familie”

Zuhören, trösten und den Weg zu Lösungen bahnen ist ein wesentliches Element der Erzieherinnenarbeit. Foto: Bandenfilm/Jonas Ludwig Walter

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit kürte sie zum Film des Monats:
 Die mehrfach ausgezeichnete Doku „Im Prinzip Familie“ setzt der Jugendhilfe und der intensivpädagogischen Arbeit in einer Wohngruppe ein Denkmal. Derzeit wachsen über 200.000 junge Menschen in Deutschland außerhalb der eigenen Familie in Wohngruppen und Pflegefamilien auf.

Gezeigt wird das Leben mehrerer vorpubertärer Jungen  in einem am Ufer eines idyllischen Sees gelegenen Hauses, irgendwo im Nordosten Deutschlands.  Dort sind  fünf Kinder in Einzelzimmern untergebracht und werden im Schichtdienst betreut : Eine Erzieherin und zwei Erzieher kümmern sich wie „echte“ Eltern um alles – vom Aufwecken bis zum Abendbrot, vom Schachspielen, Toben und Streitschlichten bis zum Transport zur Schule. Kuscheln  gehört  auch dazu. Und Tätigkeitsberichte  und Abrechnungen sowie Kommunikation und Hilfeplangespräche mit Eltern, Erziehungsberechtigten, Ämtern oder Gerichten.

„Ersatzeltern” wollen die Erzieherinnen und Erzieher nicht sein

Ersatzeltern wollen die ErzieherInnen nicht sein, von familiären Konstrukten ist die Rede. Die Kinder siezen die BetreuerInnen. Und im Grunde dreht sich immer alles um den Kontakt und die von den Kindern ersehnte Rückkehr zu den echten Eltern.

 Die intensivpädagogische Einrichtung ist meist die zweite oder dritte Station für die Kinder, in die sie – vermittelt durch das Jugendamt – gelangen. Hier erleben sie wieder verlässliche ErziehungspartnerInnen. Der Film begleitet die Akteure über ein Jahr lang, voraus ging eine mehrjährige Annäherung und Recherche.

Regisseur studierte einst selbst Soziale Arbeit

„Ich wollte selbst einmal als Pädagoge arbeiten und habe Soziale Arbeit und Grundschullehramt studiert. Was mich letztlich davon abhielt: die große Verantwortung“, so der Regisseur  Daniel Abma.  Umso mehr bewundere er  die Menschen, „die dies täglich tun, die die Verantwortung nicht scheuen, sondern sich für andere einsetzen, mit viel Herzblut, Liebe und Energie für das Wohl von anderen.“

Abma  lenkt einen positiven Blick auf das System: „Mit ,Im Prinzip Familie’ möchten wir bewusst einen positiven, konstruktiven Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung der Kinder- und Jugendhilfe leisten“, heißt es im Presseheft.  Als  Beispiel wurde eine Einrichtung gewählt, in der ein hoher Betreuungsschlüssel das Zusammenwachsen in einer familiären Struktur überhaupt erst ermöglicht. Die Produktionsfirma Bandenfilm hofft sogar, mit dem Film zur Nachwuchsgewinnung für den von Fachkräftemangel gekennzeichneten Bereich Jugendhilfe beitragen zu können. Könnte klappen angesichts eines berührenden Films, dem es an Qualität nicht mangelt  …

 Ab 5. Juni in ausgewählten Kinos. Termine und Orte unter: https://www.camino-film.com/filme/imprinzipfamilie/