Ein wehrloser Obdachloser ist ermordet worden. Kameraaufzeichnungen geben erste Hinweise, dass die drei Jugendlichen Mira, Fabian und Jakob in die Tat verstrickt sind. Die Eltern beschließen, die Tat zu vertuschen. Das ist der Anfang des TV-Films „Totgeschwiegen“ über jugendliche Straftäter, den das ZDF am 21. September 20.15 Uhr zeigt – gefolgt von einer anschließende „Back-to-Back-Doku“ von Liz Wieskerstrauch über Kinder, die zu Tätern werden.
Im Spielfilm geht es laut ZDF-Ankündigung so weiter: „Die verstockten 16-Jährigen reagieren auf Gesprächsversuche und Fragen ihrer Eltern zunehmend abweisend und aggressiv. Gefangen zwischen Schuldbewusstsein, Fassungslosigkeit und Selbstschutz eskalieren die Konflikte der Eltern untereinander und mit ihren ihnen entfremdeten Kindern, die sich zunehmend abkapseln. Als die Beweislast gegen die eigenen Kinder erdrückend wird, ringen die Eltern mit ihrem Gewissen.
Fabians Eltern Volker und Brigitte stellen das Wohl ihres Sohnes über alles. Miras Mutter Esther schwenkt zögerlich auf diese Linie ein, sodass es mit ihrem darüber entsetzten Lebensgefährten Jean zum Bruch kommt. Einzig Jakobs alleinerziehende Mutter Nele beginnt, sich mit dem Opfer und seiner Lebenswelt auseinanderzusetzen. Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht, die das ganze Ausmaß des Verbrechens offenbart.“
Für Redakteurin Alexandra Staib ein „verstörendes Psychogramm von Menschen im moralischen Ausnahmezustand. Wozu sind Menschen fähig, wenn es um das Wichtigste geht, das sie haben – das eigene Kind? Die Fragen, die sich die Eltern stellen, lassen niemanden kalt. Wie weit würde ich gehen, um mein Kind zu schützen? Bin ich bereit, mich einer Wahrheit zu stellen, die alle Gewissheiten erschüttert?“
Die anschließende Dokumentation mit dem Titel „Wenn Kinder Täter werden – Was tun mit straffälligen Minderjährigen” versucht ab 21.45 Uhr, Film-Szenen mit der tatsächlichen Situation in Deutschland abzugleichen. Sie zeigt Fälle von Jugendgewalt und versucht, die Ursachen dafür zu ergründen. „Jugendgewalt kann als eine Art Fieberkurve der Gesellschaft bewertet werden”, erklärt das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen. Demnach hatte die deutsche Gesellschaft nach der Wiedervereinigung – im übertragenen Sinne gesprochen – hohes Fieber. Die Zahl krimineller Jugendlicher in Deutschland stieg rasant an: zwischen 1993 und 1998 um mehr als 50 Prozent auf mehr als 300.000 jugendliche Tatverdächtige pro Jahr. Die Dunkelziffer war und ist hoch. Deshalb ist es schwierig, heute Aussagen über konkrete Zahlen zu treffen.
Ermittler und Strafverfolger beobachten mittlerweile eine Veränderung im Tatverhalten der Jugendlichen. Die polizeiliche Kriminalstatistik notiert aktuell eine “erhöhte Gewaltbereitschaft bei gesunkener Hemmschwelle” und “teilweise brutales Vorgehen”. Viele Regeln, die früher für Prügeleien unter Jugendlichen galten, sind heute anscheinend aufgelöst: Der Kopf ist sehr wohl ein Ziel der Attacken und es ist längst nicht immer Schluss, wenn das Opfer am Boden liegt und aufgibt. Opfer sind meistens Gleichaltrige oder Schwächere.
Als mögliche Ursachen gelten: Gewalt im Elternhaus, geringes Selbstwertgefühl, das Bedürfnis, durch Gewalt Stärke zeigen zu wollen, der Versuch, Respekt zu erlangen durch Abwertung von anderen (die Gewalt richtet sich hierbei an Gleichaltrige und Schwächere), problematische Wohnsituation, Konsum brutaler Filme und Computerspiele, sozialer Neid und Langeweile. Die Autorin der Dokumentation spricht mit jungen Tätern und deren Eltern und klärt mit Experten, Psychologen und Strafverfolgern, wie es sein kann, dass junge Menschen zu Straftätern werden. (rd/Quelle: ZDF)