Suizid-Anatomien

Drei Frauen in drei Zeitzonen parallel auf der Bühne: Julia Wieninger (v.li.), Gala Othero Winter und Sandra Gerling. Hinten: Christoph Jöde, Paul Herwig und Tilman Strauß. Foto: © Stephen Cummiskey

Ein besonders „harter Stoff” feierte am 17. Oktober im Hamburger Schauspielhaus vor nicht ganz ausverkauftem Haus Premiere. Dabei wurde „Anatomie eines Suizids“ mit langem Applaus und auch „Bravo“-Rufen belohnt. 

Das Stück handelt von der Vererblichkeit von psychischen Krankheiten. Beginnend bei Clara, gespielt von Julia Wieninger, die an schweren Depressionen leidet. Als sie eine Tochter zur Welt bringt, verspricht sie dieser, so lange am Leben zu bleiben, wie es ihr irgend möglich ist. Irgendwann geht es nicht mehr, sie entschwindet. Und die Tochter folgt ihrem Schicksal nach. Auch sie bekommt eine Tochter, wird mit Elektroschocks behandelt – und bringt sich dann doch um. Ihre Tochter wiederum ist Ärztin, auch problembehaftet – doch trifft sie am Schluss eine radikale Entscheidung, um dem vermeintlichen Todesgen ein Ende zu setzen …

Das Stück der britischen Autorin Alice Birch wurde von Regisseurin Katie Mitchell inszeniert. Die besondere Raffinesse der Inszenierung macht es dem Zuschauer nicht leicht, den Inhalt aufzunehmen: Die Handlungsstränge finden parallel auf der Bühne statt, während sich die drei Protagonistinnen jeweils in ihrer eigenen Zeitzone befinden. Das Schauspielhaus beschreibt es in seiner Ankündigung so: „Das den weiblichen Blick fokussierende Stück ist wie eine Fuge komponiert, in dem Themen und Motive in den einzelnen Erzählungen hinterlassen und variiert werden und sich den Frauenfiguren einschreiben wie die Depression ihrer DNA, der scheinbar nicht zu entkommen ist.“ 

Mehr unter www.schauspielhaus.de und in der nächsten EPPENDORFER-Printausgabe, die am 5. November erscheint.