Psychologin: „Dem Klimawandel
fehlt der Krisencharakter”

Für viele Menschen ist die Bedrohung durch den Klimawandel nach Einschätzung der Psychotherapeutin Katharina Simons nach wie vor zu abstrakt. Dem Klimawandel fehle definitiv der Krisencharakter, sagte die Berliner Gesundheitswissenschaftlerin, die Mitglied der „Psychologist For Future“ ist, der „Berliner Zeitung“.

Damit Bedrohungen für Menschen bedeutsam seien, müssten sie bestimmte Kriterien erfüllen, erklärte Simons. Sie müssten persönlich, abrupt, als unmoralisch und gegenwärtig wahrgenommen werden: „Es muss in diesem Moment schlimm sein. Und das ist die Klimakrise eben nicht für die meisten in Deutschland.“

Die Klimakrise werde daher oft nicht als so relevant angesehen, dass sie tatsächlich die alltägliche Handlungspraxis beeinflusst. „Viele denken sich eben, es ist schon nicht so schlimm, diesen Kurzstreckenflug kann ich noch machen“, sagte die Psychotherapeutin.

Menschen wollten beim Handeln gern gleich Ergebnisse sehen. Doch das sei beim Klimaschutz nicht gegeben, erklärte sie. Die Auswirkungen unseres Handelns seien hier erst Jahre oder Jahrzehnte später zu erkennen: „Es gibt also keinen direkten Zusammenhang zwischen der eigenen Handlung und einem sichtbaren positiven Ergebnis.“

Bei der Aufklärung über den Klimawandel solle nicht zu detailreich informiert werden, und die Menschen sollten nicht mit Fakten erschlagen werden. Wichtig sei, eine emotionale Bindung zum Thema zu schaffen. „Das Erzählte darf nicht zu weit weg von der Lebensrealität der Menschen sein“, sagte die Psychologin. „Ein sterbender Eisbär ist für eine Berlinerin irrelevant, es betrifft sie nicht. Da wäre das Thema Wasserversorgung schon konkreter.“

(epd)