Pille beeinflusst
Effektivität von Angsttherapie

Frauen, die die Pille nehmen, profitieren offenbar weniger von einer sogenannten Konfrontationstherapie gegen Angststörungen als Frauen, die keine oralen Kontrazeptiva einnahmen. Das haben Psychologen der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Die Ergebnisse beschreibt das Team um Friederike Raeder und Prof. Dr. Armin Zlomuzica im Journal of Psychiatric Research.

In die Studie schlossen die Forscherinnen und Forscher 28 Frauen ein, die hormonell verhüteten, und 26, die keine oralen Kontrazeptiva einnahmen. Alle litten unter Spinnenangst und nahmen an der gleichen Behandlung im Bochumer Zentrum für Psychotherapie teil. Bei der Konfrontationstherapie lernten sie schrittweise, sich den Spinnen anzunähern.

Therapie von Spinnenangst

Die Tests fanden vor der Konfrontationstherapie, unmittelbar nach der Behandlung und sechs Wochen später noch einmal statt. Bei allen Teilnehmerinnen reduzierte sich die Symptomschwere durch die Therapie. Außerdem wagten sich alle Frauen nach der Behandlung näher an das Terrarium mit der Spinne heran als vor der Therapie. Allerdings ging die Symptomschwere sechs Wochen nach der Behandlung bei Frauen, die nicht hormonell verhüteten, stärker zurück als bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen. Ohne hormonelle Verhütung profitierten die Patientinnen also mehr von der Konfrontationstherapie.

Zentrale Lernprozesse beeinflusst

„Ein Grund für diese Ergebnisse könnte sein, dass sich orale Kontrazeptiva nachteilig auf zentrale Lern- und Gedächtnisprozesse bei der Konfrontationsbehandlung auswirken“, sagt Armin Zlomuzica. Forscher vermuten, dass der Konfrontationsbehandlung das sogenannte Extinktionslernen zugrunde liegt, bei dem zuvor erlernte Assoziationen zwischen Reizen und Reaktionen verlernt werden.

Tierexperimentelle Untersuchungen und Humanstudien anderer Forschungsgruppen hätten gezeigt, dass das Extinktionslernen durch die Gabe oraler Kontrazeptiva beeinträchtigt wird. Das könnte unter anderem an einem niedrigen Östradiolspiegel liegen, der durch die hormonelle Verhütungsmittel bedingt wird.

„Der negative Einfluss oraler Kontrazeptiva auf den Therapieausgang war erst nach sechs Wochen beobachtbar. Unsere Ergebnisse zeigen, dass mögliche hormonelle Einflüsse im Rahmen psychotherapeutischer Behandlung beobachtet und berücksichtigt werden sollten“, folgert Armin Zlomuzica. Es sei jedoch derzeit unklar, wie die Effekte oraler Kontrazeptiva auf der biologischen Ebene vermittelt werden.

(Quelle: idw/Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum )